Heute überrascht es die Kinder höchstens noch, wenn Anfang September noch keine Schokolade-Weihnachtsmänner parat stehen.

Früher, so heißt es, sei alles besser gewesen. Alles nicht, lautet dann meine Antwort, aber einiges. Meiner Ansicht nach gehört der Umgang mit dem Weihnachtsfest dazu. Insbesondere dem Weihnachtsgebäck. Als ich kleiner Junge war, ließen die Bäcker und Konditoren den Totensonntag, wie der Ewigkeitssonntag damals noch hieß, vorübergehen, um allerdings am folgenden Montag die Weihnachtszeit in ihren Schaufenstern anzukündigen. Dann war es wunderbar zu sehen, was es alles zu Weihnachten zu naschen geben könnte. Das war nun keine Idee der Bäcker und Konditoren der Nachkriegszeit. Sie hielten sich an das, was ihre Zunftgenossen schon mehr als hundert Jahre zuvor getan hatten. So zum Anfang des 19. Jahrhunderts erlaubten sich die Konditoren, in Zeitungsannoncen darauf hinzuweisen, dass sie von einem bestimmten Tag an feinstes Zuckerwerk, erlesenes Gebäck und ausgesuchteste Schokolade zum bevorstehenden Weihnachtsfest anbieten werden, zu betrachten in der Auslage. Das war die Zeit, als Eltern ihre Kinder daheim ließen, um beim Konditor Gebäck, Zuckerkringel, Schokolade-Zapfen und -Nüsse zu kaufen, die an den Christbaum gehängt werden sollten, um die Kinder damit am Weihnachtsabend zu überraschen. Von Überraschung konnte nun schon in meinen Kindertagen nicht mehr die Rede sein. Und heute überrascht es die Kinder höchstens noch, wenn Anfang September noch keine Schokolade-Weihnachtsmänner parat stehen.