Als es sie noch gab, die Kaffeehäuser, ging man sonntags „konditern“ oder traf sich mit Freunden oder Klatschkränzchen.

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Genau, das ist eine erstklassige Binsenweisheit. Wenn einer eine Reise tut, dann kann er auch etwas wiederentdecken. So ist es unserer oberfränkischen Freundin ergangen, als sie mit ihren Gefährten durch Budapest schlenderte und im Café New York das Flair der großen weiten Welt genoss. Und Luxus und Licht und Spiegel. In Budapest wird an eine Kultur erinnert, die bei uns längst verloren ist. Jedenfalls in diesen mittel- und norddeutschen Breiten: die Kaffeehauskultur.

Wir hatten sie hier an Ort und Stelle in Braunschweig oder in Wolfenbüttel. Als es sie noch gab, die Kaffeehäuser, ging man sonntags „konditern“ oder traf sich mit Freunden oder Klatschkränzchen. So ein Kaffeehausbesuch verleiht dem Müßiggang und dem Genuss ein Zuhause. Na ja, haben wir nicht mehr, wollte sich niemand gönnen. Wagner, Vogt und Tolle ­– alle weg. „Schade“, sagte unsere oberfränkische Freundin, „dass ich mir’s nicht leisten kann, einmal in der Woche zum Konditern nach Budapest zu fliegen.“ So ein Zeitgeist kann der Lebensart ganz schön zusetzen. Und niemand wehrt sich.