Ein Freund unserer oberfränkischen Freundin hat sein Herz für Porzellan entdeckt, nachdem er das Service wieder gefunden hatte, das er als kleiner Junge so schick fand. Er kaufte es sich auf dem Porzellanflohmarkt im oberfränkischen Selb. Heute weiß er, weshalb er damals nie aus diesen Kaffeetassen ohne Henkel trinken durfte. Die Damen und Herren Eltern und Verwandten rührten sich nämlich in eben jenem speziellen Rüdesheimer Kaffeeservice aus der Manufaktur Heinrich den Rüdesheimer Kaffee an.

Diese Kaffee-Variante aus den 1950er-Jahren enthält nicht unerheblich Weinbrand, vorzugsweise Asbach Uralt, weil ihn der Fernsehkoch Hans Karl Adam für den Schnapsbrenner Hugo Asbach erfunden hatte. Schon im Sommer lud unser Freund den Freundeskreis zum Rüdesheimer Kaffeetrinken ein, in Erwartung eines schnoddrig nassen und ungemütlichen Oktobers. Wie wir wissen, ist immer noch gehörig Sommer, so dass die Renaissance des Rüdesheimer Kaffeegedecks zwar stattfand, die Freude am heißen, flambierten Weinbrand aber doch irgendwie ins Badewasser fiel. Auf nichts ist mehr Verlass.