„Der blaue Fleck an meinem Knie verschwindet allmählich, mein Zorn ist geblieben.“

Mittags mit dem Rad in Braunschweig unterwegs. Zur Schulschlusszeit. Auf dem Fußweg kommen mir drei Jungs entgegen, 7., allenfalls 8. Klasse. Als ich auf Höhe des Trios bin, schubst der mittig gehende Junge seinen Kumpel auf den Radweg. Ich bremse erschrocken, strauchele, gehe nicht über den Lenker, aber kippe seitlich weg. „Vollidioten“, rufe ich. Die Jungs laufen nicht etwa weg. Von Bestürzung ob meines Sturzes infolge ihres Blödsinns, den man besser als Körperverletzung oder grob fahrlässigen Eingriff in den Straßenverkehr bezeichnen sollte, kein Spur. Geschweige denn von Hilfe. Sie trotten weiter, feixen: „Willste denn, du Alte“. Der blaue Fleck an meinem Knie verschwindet allmählich, mein Zorn ist geblieben. Über diese Rücksichtslosigkeit, diese Ignoranz, diese Häme, diese absichtsvolle Inkaufnahme von und offensichtliche Genugtuung am Schmerz einer Fremden. Was wäre wohl passiert, wenn ich dieses unerzogene Kind am Schlafittchen gepackt und zu seinen Eltern geschleppt hätte? Wahrscheinlich hätte ich eine Anzeige kassiert, weil ich den Jungen angefasst habe. Oder die Eltern hätten eine Protestnote gegen eine übergriffige Journalistin verfasst und an die Kanzlerin geschickt! Ach was, den Bundespräsidenten! Die haben ja sonst nichts zu tun.