Schließlich mussten getrocknete Steckrüben das Mehl ersetzen.

Wenn es nur kein Hungerbrot gibt“, seufzte meine Nachbarin. Ihr machen die wegen der Dürre zu erwartenden Ernteausfälle Sorgen. Vom Hungerbrot habe ihre Großmutter erzählt. Vor etwas mehr als 100 Jahren, im Ersten Weltkrieg, habe es solches Brot gegeben, als das Mehl knapp geworden sei und die Bäcker anfangs noch Kartoffelmehl zum Strecken genommen hätten. Und als das ausging, hätten sie Maismehl genommen. Und auch das sei bald nicht mehr zu haben gewesen, weshalb getrocknete Steckrüben das Mehl ersetzen mussten.

In der Geschichte am ergreifendsten notiert ist die Hungersnot von 1816/1817 in Württemberg. Das Ereignis ging als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein (was zweihundert Jahre später, 2018, überhaupt nicht zutrifft). Zunächst explodierte auf der indonesischen Insel Sumbawa der Vulkan Tambora. 140 Milliarden Tonnen Asche, Magma, Gesteinstrümmer und Gase schleuderte er in die Höhe. Die Folge war, dass auch in Mitteleuropa im Jahr 1816 der Sommer kalt und nass war und die Ernte fast vollständig ausfiel. Und in Württemberg gab es zudem nach den Napoleonischen Kriegen kaum noch Vorräte. Der Gründe gab es noch mehr; jedenfalls war das Brot knapp. Und die Bäcker nahmen, was sie bekommen konnten: Sägespäne.