„Man sollte einen Brief korrekt adressieren können. Ja, lachen Sie nur, babyleicht, meinen Sie. Meine Jungs können es jedenfalls nicht.“

Wann ist ein Mensch erwachsen? Die Fraktion der Helikoptereltern wäre sich wahrscheinlich aufschreiartig einig: NIE! Sie bieten ihren all-around-the-world-Betreuungs- und Beratungsservice gleich einem gut organisierten Dienstleistungsunternehmen im 24-Stunden-Service an. Die Propeller rotieren immer. Und dann gibt es Menschen wie meinen Mann, die sich an gesetzliche Vorgaben halten, sprich: Mit 18 ist man erwachsen. Ich hänge meinungsmäßig voll dazwischen. Erwachsen ist man ... ja, wann eigentlich? Und will man das überhaupt. In meinem Arbeitszimmer hängt Erich Kästners Satz: Wer erwachsen wird und kein Kind bleibt, ist kein Mensch. Was also sind die Kriterien? Ich hab’ mich entschieden: Man sollte einen Brief korrekt adressieren können. Ja, lachen Sie nur, babyleicht, meinen Sie. Meine Jungs können es jedenfalls nicht. Sender, Empfänger, Marke? Wie jetzt? Wohin? Oben? Unten? Mittig? Ein Umschlag ähnelt eher einer schrägen Kunstaktion. Ich zweifelte schon an ihren Gaben, rettete mich mit der Idee, sie seien hochbegabt und somit für die Niederungen von Alltagserledigungen verloren. Bis ich im Schreibwarenladen den Umschlag eines geschätzt 19-Jährigen sah. Ein Trümmerfeld. Briefe adressieren – für die Generation smartphone offenbar ein Buch mit sieben Siegeln ...