„Als ich nach zwei Nächten heim kam, siechte die Wäsche immer noch in der Trommel.“

Wenn ich früher ein paar Tage verreist war, hinterließ ich Muttis Liste. Darauf vermerkte ich, wenn nötig mit Uhrzeit, was zu tun und zu unterlassen, was zu bedenken und keinesfalls zu vergessen sei. Kontrollzwang eben, was soll’s, irgendeine Klatsche hat doch jeder. Wurde das Papier von den Kindern anfangs noch ehrfürchtig beäugt wie seinerzeit im Bundestag Helmut Kohls Zehn-Punkte-Programm zur Wiedervereinigung, sah sich Muttis Liste mit zunehmendem Alter der Jungs mit sinkflugartigem Desinteresse bis hin zur völligen Missachtung konfrontiert. Dieser Bedeutungsverlust der Liste ging zudem einher mit Lästerattacken, die mich nun bei meiner jüngsten Reise dazu bewogen haben, Muttis Liste zu gullieren. Und, viel zu spät, aber immerhin, auf die Selbstverantwortung der Kinder zu vertrauen. Ein therapeutischer Akt meinerseits, denn die Hoffnung auf Heilung selbst der blödesten Klatsche sollte man niemals sausen lassen. Ich bat nur kurz vor Abfahrt, doch bitte die Wäsche aus der Maschine . . . . Als ich nach zwei Nächten heim kam, siechte die Wäsche immer noch in der Trommel, dafür war die Zeitung zum ersten Mal dort, wo sie hingehört, im Zeitungsständer, wo ich sie aber natürlich nicht fand. Stand ja auch auf keiner Liste . . . .