„Mein Daumen sieht aus wie ein Pumper, der frisch aus der Muckibude kommt.“

Damals, als man noch übers Festnetz telefonierte, da waren ABs (für die Kids am Frühstückstisch: AB = Anrufbeantworter = Mailbox) für mich der absolute Albtraum. Ging der AB an, legte ich auf. Immer. Ich schrieb dann erst einmal auf, was ich sagen wollte, formulierte dreimal um und wählte erst danach erneut. Und heute? Gehöre ich zu denjenigen, die sich darüber freuen, dass Whatsapp bei Sprachnachrichten eine Einrastfunktion für den Mikrofon-Button einführt, damit man nicht den Dauer-Daumen-Drücker machen muss. Mein Daumen sieht inzwischen nämlich aus wie ein Pumper, der frisch aus der Muckibude kommt.

Und – Achtung, Vorurteil: Aufs Hirn hat sich das exzessive Training auch schon ausgewirkt. Ich war nämlich lange überzeugt, das Sprachnachrichten mir jede Menge Zeit einsparen, weil ich ja schneller spreche als tippe. Aber Pustekuchen. Da hat mein Kopf nur bis zum Daumen gedacht. Das Problem: Sprachnachrichten sind meistens länger, man gerät ins Faseln und Palavern, wiederholt sich und verschwendet Zeit durch Äms und Ähs. Und das Schlimmste: Der Chatpartner antwortet womöglich auch mit einer unnötig langen Sprachnachricht.

Die kann man aber nicht einfach überfliegen wie Text, sondern muss sie ganz anhören. Von Anfang bis Ende. Auch wenn sie 16 Minuten und 23 Sekunden dauert, so wie die, die mir eine Freundin neulich geschickt hat. Und dann muss man auch noch ertragen, wenn sie zwischendurch sagt: „Da fragst du mich jetzt was“. Hab ich ja gar nicht, konnte ja bloß zuhören. Und wenn ich etwas hätte zwischenrufen können, dann wäre es „Stopp“ gewesen!