„Bebrütet wird vor allem die Frage, was mit den zehn Eiern los ist.“

Hand aufs Herz, wären Sie gern ein Grottenolm? Klar, einerseits ist die Frage völlig abwegig. Als Grottenolm wären Sie hässlich wie die Nacht. Ein bleicher Höhlenbewohner. Übrigens auch nackt. Und leider blind.

Andererseits hätte Ihr Leben als Grottenolm viele Vorteile. Sie kämen jahrelang ohne Nahrung aus, bewegten sich nur ein paar Minuten am Tag, ohne dass Ihnen kalt würde. Die ganze Zeit räkelten Sie sich im seichten Eiswasser. Und steinalt würden Sie eh. Außerdem wären Sie eine Seltenheit, ein Kuriosum, ja: Faszinosum. Im Harz findet in dieser Woche sogar eine Fachtagung zum Grottenolm statt. Olm-, Lurch- und Molchkenner aus diversen Ländern tauschen sich aus. Sie bebrüten vor allem die Frage, was mit diesen zehn Olm-Eiern los ist, die 2016 in der Rübeländer Hermannshöhle gefunden worden sind. Ja, diese Harzer Höhle ist nämlich die einzige außer einer slowenischen, wo er noch vorkommt, dieser blinde, nackte, hässliche, zeitlos markante Olm, der, wie der Dichter Jan Wagner sich in seiner feinsinnigen Olm-Ode ausgedrückt hat, „keine feinde außer der sonne hat“.

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Wagner fragt sich weiterhin: „weiß er nichts von unserer welt / oder weiß er alles?“ Leider, so wurde schon vor der Experten-Tagung bekannt, stehen die Chancen schlecht, dass die bewussten Eier der kleinen Harzer Olm-Population bald aufhelfen könnten. Aber man ist sich nicht sicher.

Die Antwort kennt nur der Olm.