Bundesregierung verfolgt ehrgeizige CO2-Ziele, doch Hausbesitzer ziehen nicht mit

BERLIN. Peter Ramsauer (CSU) hat einen Traum: Häuser, die ihre Energie selbst erzeugen und sogar überschüssigen Strom produzieren. Ein solches Einfamilienhaus soll Ende des Jahres an der Fasanenstraße in Berlin eröffnet werden.

Das von Ramsauers Bauministerium geförderte Projekt sieht vor, dass hier eine vierköpfige Familie zwei Jahre zur Probe wohnt. Für Wärme, Warmwasser und Strom sorgen Solarzellen auf dem Dach, Lüftungen mit Wärmerückgewinnung und eine Wärmepumpe. Wärmedämmende Fenster, Wände und Dachflächen und moderne Haustechnik sollen den Energieverbrauch senken. Überschüssiger Strom soll zum Betanken von Elektroautos genutzt werden.

Im Herbst 2010 hatte die Regierung das erste Energiekonzept seit 1973 vorgelegt: Bis 2050 soll der Primärenergieverbrauch um die Hälfte sinken, auch um das Klima zu schonen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt vor allem in der Gebäudesanierung, weil in den 18 Millionen Gebäuden in Deutschland fast 80 Prozent der Energie verbraucht wird.

Rund 12 Millionen Gebäude sollen in den nächsten Jahren saniert werden. Die Regierung will zur Energieeinsparung die Sanierungsrate von ein auf zwei Prozent pro Jahr verdoppeln. So der Wunsch.

Doch von der viel gepriesenen Offensive ist wenig zu spüren, auch weil die Regierung zu wenig Geld gibt. Nur knapp eine Milliarde Euro steht für das Sanierungsprogramm 2011 zur Verfügung – weniger als in den Vorjahren. Für 2012 sind bisher sogar noch keine Gelder eingeplant.

Der Chef der Deutschen Energieagentur (Dena), Stephan Kohler, ist deshalb pessimistisch. Er sehe keine Offensive im Markt. "Notwendig wären vier bis fünf Milliarden Euro pro Jahr." Dieses Geld sei viel besser angelegt für eine Minderung der klimaschädlichen -Ausstöße als die Milliardenförderung für Solarstrom in Deutschland. 75 Prozent an Energie ließen sich durch Sanierungen sparen.

Auch die KFW-Bank, die staatlich geförderte Programme zur Gebäudesanierung anbietet, kann noch nicht von einem Boom berichten. Mit 8,7 Milliarden Euro lag das Kredit-Zusagevolumen 2010 knapp unter dem Rekordniveau des Vorjahres (8,9 Milliarden Euro), sagt eine Sprecherin. Für 2011 werden erste Zahlen Ende März erwartet.

Die Dena betont, dass sich Sanierungen rechnen, Horrorrechnungen von Eigentümerverbänden seien falsch. Die eigene Sanierungsstudie habe mit der Auswertung von 350 Praxisbeispielen nachgewiesen, dass hocheffiziente Sanierungen bei Wohngebäuden meist wegen geringerer Energiekosten keine höheren Warmmieten bedeuteten.

Denn die Energiekosten sind für Mieter die größten Kostentreiber. Während Kaltmieten seit 1995 um 22 Prozent stiegen, legten die Energiekosten um 120 Prozent zu. Die Regierung will bei der anstehenden Mietrechtsreform für Vermieter mehr Anreize setzen, etwa indem Mieter für die Zeit von energetischen Sanierungen keine Mietminderung geltend machen können. Der Deutsche Mieterbund rät Mietern, genau hinzuschauen, damit sie nicht unter dem Deckmantel der angeblichen Energieeffizienz zu hohe Mieten zahlen.

Neben dem -Gebäudesanierungsprogramm setzt die Regierung nun auch auf die Reform der Energieeinsparverordnung im kommenden Jahr, um vielleicht über Neubauten die Ziele irgendwie zu erreichen. Darin soll festgelegt werden, dass bei Neubauten der Energiebedarf um 30 Prozent gegenüber der jetzigen Verordnung sinken soll. dpa