Alle 18 Millionen Gebäude in Deutschland sollen bis 2050 so gedämmt werden, dass sie kaum noch Energie verbrauchen

Für Bauminister Peter Ramsauer (CSU) ist bei der Gebäudesanierung klar: Er setzt auf Freiwilligkeit bei der 2011 startenden Sanierungsoffensive. Deshalb wurde der ursprünglich geplante Zwang aus dem Energiekonzept gestrichen. Das Ziel bleibt aber: Alle 18 Millionen Gebäude in Deutschland sollen bis 2050 so gedämmt werden, dass sie kaum noch Energie verbrauchen. Lesen Sie antworten auf wichtige Fragen:

Warum ist die Gebäudesanierung so wichtig?

"Energiesparen ist immer noch die beste Energiequelle", sagt Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP). Öffentliche und private Gebäude in Deutschland haben für Heizung, Warmwasser und Beleuchtung einen Anteil von 40 Prozent des Gesamt-Energieverbrauchs und stehen für fast 20 Prozent des -Ausstoßes. Deshalb ist dieser Bereich ein Herzstück des Energiekonzeptes. Es ist aber fraglich, ob es ohne Zwang umsetzbar ist.

Was soll nun geschehen?

Die Regierung will die Sanierungsrate von 1 auf 2 Prozent pro Jahr verdoppeln. Als Anreiz dafür dient unter anderem das bisherige - Gebäudesanierungsprogramm der staatlichen KFW-Förderbank. Wer ein Ein- oder Zweifamilienhaus oder eine Eigentumswohnung sanieren will, kann beim KFW-Programm "Energieeffizient Sanieren" einen zinsgünstigen Kredit oder einen Investitionszuschuss beantragen.

Das bisherige Programm – für 2011 sind es knapp 450 Millionen Euro – wird dazu von 2011 bis 2021 um zusätzlich 500 Millionen Euro pro Jahr aufgestockt. Wenn sich eine Sanierung nicht mehr rechnet, soll über das Programm auch die Finanzierung von Ersatzneubauten gefördert werden. Allerdings hält das Bauministerium selbst langfristig mindestens drei Milliarden Euro für notwendig, um die Sanierungsziele zu erreichen. Es will daher den Löwenanteil von den Einnahmen aus längeren Atomlaufzeiten.

Lohnt sich eine teure Sanierung überhaupt?

Das hängt vom Gebäudezustand ab. Die Verbraucherzentralen und Handwerker bieten daher Energieberatungen an. Innerhalb weniger Jahre können oft die eingesparten Energiekosten die Ausgaben für das Dämmen oder Austauschen von Fenstern übertreffen. In einem unsanierten Einfamilienhaus fallen nach Berechnungen der Deutschen Energieagentur (Dena) in 20 Jahren Heizkosten von 107 000 Euro an.

Ist das Haus aber voll energetisch saniert, sind es 21 000 Euro. Schätzungen von Eigentümerverbänden, die die Kosten der Sanierung aller Gebäude in Deutschland bis 2050 auf bis zu 2,6 Billionen Euro beziffern, weist die Agentur als übertrieben zurück.

Im selben Zeitraum ließen sich zudem bis zu 4 Billionen Euro an Energiekosten einsparen.

Werden die Mieten steigen?

Die Regierung will prüfen, ob im Mietrecht Vorkehrungen getroffen werden müssen, um einen Kostensprung zu verhindern. Bis zu einer Energieeinsparung um 70 Prozent lässt sich laut Dena eine Sanierung ohne Mietsteigerungen realisieren, da in einem solchen Fall zwar die Kaltmiete deutlich steigt, die Heizkosten aber massiv zurückgehen. Zum Vergleich: Die Energiekosten sind für Eigentümer und Mieter die größten Kostentreiber. Während Kaltmieten seit 1995 um 22 Prozent stiegen, legten die Energiekosten um 120 Prozent zu.

Was genau soll saniert werden?

Ramsauer sagt, man könne zum Beispiel die Heizung austauschen oder die Wände besser dämmen. Der Besitzer könnte seine Energieversorgung auch komplett auf Öko-Energie umstellen. Möglich ist auch ein Mix aus allem. Ein Landwirt etwa, der eine Biogasanlage hat, könnte durch bessere Dämmung seines Wohnhauses viel Energie einsparen und so Geld verdienen, wenn er die überschüssige Produktion seiner Biogasanlage verkauft. dpa