Königslutter. Der älteste Königslutteraner hat Geburtstag – zum 104. Mal. Anlass genug, mit ihm über sein Leben zu sprechen.

Mit festem Händedruck und einem „herzlich willkommen“ begrüßt uns Hans-Georg Jackisch in Königslutter im Schatten des Kaiserdoms. Denn der älteste Königslutteraner feiert heute seinen 104. Geburtstag. Gut gelaunt, humorvoll und scharfsinnig hat Hans-Georg Jackisch uns im eigenen Heim Fragen zum hier und jetzt, zur fernen Vergangenheit und zu seiner Zukunft beantwortet.

Wenn jemand 104 Jahre alt wird, dann muss man sich zuerst nach dem Wohlbefinden erkundigen, oder?

Mir geht es unverändert gut, ich versorge mich komplett selber, kann nun mit meinem vierten Hörgerät auch endlich wieder vernünftig hören und genieße das vom Herrn ganz oben erteilte Geschenk der körperlichen und geistigen Vitalität im hohen Alter.

Apropos versorgen, was wird denn so gekocht im Hause Jackisch?

Weißkohl, selber zubereitet, mit ordentlich Kümmel – das ist mein Lieblingsessen. Aber Abwechslung auf dem Teller ist mir wichtig. Gerade gab es Spaghetti mit Bolognesesoße. Aber keine Fertigsoße, sondern frisch zubereitet.

Was trägt sonst noch zu Ihrem Wohlbefinden bei?

Ganz klar: mein tägliches Gehirnjogging beim Kreuzworträtseln und meine allmorgendlichen Dehn- und Bewegungsübungen. Beides sorgt dafür, das Geist und Körper in Bewegung bleiben.

Dann wird es mit dem ganz weiten Blick zurück bestimmt noch funktionieren: Gibt es einen Wunsch aus Ihrer Jugendzeit, der sich leider nicht erfüllt hat?

Ich wollte so gern Förster werden, das Studium konnten sich meine Eltern aber nicht leisten. Mein Vater hat als Eisenbahner 270 Reichsmark im Monat verdient.

Aber, wie ich von früheren Besuchen weiß, hatten sie dennoch ein erfülltes Berufsleben?

Das stimmt, obwohl ich wegen des Zweiten Weltkrieges auch mein Bautechnikstudium abbrechen musste. Zuvor hatte ich aber schon die Berufe des Maurers und des Zimmermanns gelernt. Das hat mir dann nach dem Krieg sehr geholfen, um vernünftig Geld zu verdienen.

Aber Geld allein macht bekanntlich nicht glücklich?

Zufriedenheit und Glücklichsein haben mir meine leider viel zu früh verstorbene Frau und unsere Kinder gebracht. An mein Mädel denke ich heute noch jeden Tag, obwohl sie schon länger als 40 Jahre tot ist. Aber das Schwelgen in Erinnerungen gibt mir immer aufs Neue Kraft.

Kraft für eine zünftige Geburtstagsfeier?

Natürlich! Mit meinen Kindern und Großkindern werden wir in die Kärntner Stub’n – da war ich früher mit meinem Mädel fast jeden Sonntag – Essen gehen.

Und der Blick aufs aktuelle Geschehen und in die Zukunft?

Corona war frustrierend, konnte mir persönlich aber nichts anhaben. Nun müssen wir aber auf der Hut sein, Putin will mehr als nur die Ukraine.

Ansonsten wünsche ich mir noch viele gute Gespräche mit Wilfried Kraus, der mich regelmäßig besucht. Und schön wäre auch, wenn es auf meiner Zielgeraden noch den einen oder anderen Schlenker geben würde. Auf jeden Fall freue mich mich schon auf ihren Besuch im nächsten Jahr.