Helmstedt. Bei einer Kontrolle in Helmstedt hören Zollbeamte ein Klopfen und alarmieren die Autobahnpolizei. Im Auflieger finden sie vier Männer.

Am Mittwoch haben Beamte des Zollamts Helmstedt-Autobahn einen Lastwagen kontrolliert und sind dabei auf illegal eingereiste Männer aus Afghanistan und dem Irak gestoßen. Das teilen Polizei und Zollamt in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Der Lastwagen aus der Türkei war bei seiner Einreise in die Europäische Union mit einer sogenannten Zollplombe versiegelt worden. In Helmstedt sollte die Ladung dann verzollt werden. Bei der Überprüfung auf dem Hof der Zollstelle wirkte die Zollplombe zunächst unbeschädigt. Allerdings machten Klopfgeräusche aus dem Inneren des Lkw-Aufliegers die Zöllner stutzig – daher informierten sie die Autobahnpolizei.

Zöllner entdecken Afghanen und einen Iraker in Helmstedt

Die Beamten ließen den Auflieger auf dem an der Autobahn 2 gelegenen Gelände öffnen. Im Laderaum befanden neben zahlreichen geladenen Pappkartons mit der Fracht vier Männer im Alter von 20 bis 45 Jahren: drei Afghanen und ein Iraker. Laut Behörden hatte keiner von ihnen ein Visum zur Einreise in die Bundesrepublik Deutschland. Die Männer gaben an, seit vier Tagen im Auflieger gewesen zu sein. Der Lkw-Fahrer sagte, dass er bereits fünf Tage unterwegs gewesen war. Wie der Zoll auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, ging es den Männern bei ihrer Entdeckung in Helmstedt trotz der tagelangen Fahrt auf sehr engem Raum „augenscheinlich noch relativ gut“.

Männer haben Asyl beantragt und sind in der LAB Braunschweig

„Bei Fahrtantritt können die Männer noch nicht an Bord gewesen sein“, sagte Nadine Battmer, Sprecherin des Hauptzollamts Braunschweig, unserer Redaktion am Telefon – und verwies auf die Kontrolle und Versiegelung des Frachtraums mit der Zollplombe an der EU-Außengrenze. Danach fuhr der Lastwagen laut Polizei über eine „Balkan-Route“. Der Verdacht der Behörden, dass die Männer auf EU-Gebiet zugestiegen waren, erhärtete sich bei der Untersuchung des Lkw-Aufliegers in Helmstedt. Dabei stellte sich laut Mitteilung heraus, dass die Verschluss-Schnur der Lkw-Plane durchtrennt und mit einem kleinen Stück Metall wieder zusammengesetzt worden war, welches unter der Befestigung der Plane versteckt wurde.

Nun ermittelt der Zoll wegen Siegelbruchs. Zudem erwartet die vier Männer ein Verfahren wegen der illegalen Einreise. Die Fälle, hieß es, würden zusammen mit der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen, Außenstelle Braunschweig, bearbeitet, da die Männer nach ihrem Auffinden Asyl beantragt haben. Ermittelt wird auch gegen des Fahrer des Lastwagens – wegen des Verdachts auf Schleuserei, wie eine Polizeisprecherin auf Nachfrage erklärte.

Illegal Einreisende begeben sich teils in Lebensgefahr

Dass illegal eingereiste Flüchtlinge in unserer Region, und damit im Innenland fernab der Grenzen, entdeckt werden, kommt laut Zoll-Sprecherin Battmer eher selten vor. Der Fall der vier Männer sei im Zuständigkeitsbereich des Hauptzollamts Braunschweig der erste seiner Art in diesem Jahr gewesen. Zuletzt hatte die Polizei im März 2021 bei Peine vier Afghanen in einem Lkw entdeckt. Auch im November 2020 hatte ein Lastwagenfahrer bei Königslutter neun junge Männer – alle aus Aghanistan – auf seiner Ladefläche entdeckt.

Für die illegale Einreise in die EU, aber auch nach Deutschland begeben sich Flüchtlinge teils in große Gefahr. Im laufenden Jahr wurden mehrere Fälle bekannt, in denen sich Schleuserfahrzeuge teils halsbrecherische Verfolgungsjagden mit der Polizei lieferten. Erst Mitte Oktober starben sieben Menschen, darunter ein sechsjähriges Kind, beim Unfall eines Schleuserfahrzeugs, dessen Fahrer versuchte, sich einer Polizeikontrolle zu entziehen. In dem Transporter, der für neun Insassen ausgelegt war, hatten sich laut Bundespolizei 23 Personen befunden.