Seesen. Was Lotte lernen muss und warum sie den Patienten der Neurologischen Frührehabilitation der Asklepios Klinik Schildautal in Seesen guttun soll.

Eine ganz spezielle Auszubildende gibt es aktuell in der Asklepios Klinik Schildautal Seesen: Lotte. Dazu sagt Martina Nast, deren Tochter nach einer plötzlichen schweren Erkrankung eine Zeit lang im Koma lag: „Lotte hat meiner Tochter super gutgetan.“ Denn Lottes Aufgabe ist Helfen und Beruhigen - vor allem bei schwerkranken Patienten. Das Besondere: Lotte ist eine Doodle-Hündin, also eine Mischung aus Pudel und anderen Hunderassen, und auf dem besten Weg einen „tierischen“ Beruf zu erlernen. Sie ist in der Ausbildung zur Therapiehündin.

Martina Nasts Tochter war Patientin in der Neurologischen Frührehabilitation (NFR) der Seesener Klinik. Bei ihr hatte Lotte einen ihrer ersten praktischen „Azubi-Einsätze“ und begleitete die Komapatientin teilweise. Die Patientin konnte kurz nach ihrem Erwachen mit der Hündin Kontakt aufnehmen, sie konnte Lotte streicheln und füttern. „Lotte gab meiner Tochter Sicherheit und übertrug dabei positive Gefühle. Insgesamt hat das meiner Tochter neurologisch sehr geholfen“, resümiert Martina Nast und schwärmt: „Lotte ist ein tolles Tier.“

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Aber Therapiehunde sind immer noch etwas Besonderes in Kliniken. „Lottes künftiger Job, wenn sie fertig gelernt hat: Therapiehund, voraussichtlicher Arbeitsplatz, wenn alles gut geht: die Asklepios Klinik Schildautal Seesen. Hier wird Lotte vorwiegend Patientinnen und Patienten der NFR betreuen. Derzeit lernt Lotte den Umgang mit Patienten“, erläutert Ralf Nehmzow, Pressesprecher der Klinik.

Martina Nast, Mutter einer Patientin, die von Lotte mit betreut wurde, sagt:  „Lotte hat meiner Tochter super gutgetan.“
Martina Nast, Mutter einer Patientin, die von Lotte mit betreut wurde, sagt:  „Lotte hat meiner Tochter super gutgetan.“ © Klinik | Asklepios

Wie lange dauert die Ausbildung zum Therapiehund?

Lottes „Herrchen“ und Chef ist Dr. med. Ralph Thinius, Chefarzt der NFR und der Klinik für Neurologie in der Asklepios Klinik Schildautal Seesen. Als Welpe begann Lotte ihre Ausbildung im Herbst 2023, erst wird sie zur Begleithündin geschult, standesgemäß in der „Welpenschule“, dann zur Therapiehündin. 100 bis 120 Kurseinheiten, insgesamt ca. ein bis zwei Jahre dauert die Ausbildung, anerkannt und zertifiziert. Nach bestandener Prüfung wird Lotte später Patientinnen und Patienten offiziell mit begleiten. Unter anderem musste sich die Doodle-Hündin bei einer Führung durch die Asklepios Klinik Schildautal erst mal an die Umgebung gewöhnen. „Dabei lernt sie viel, vor allem, sich an Menschen zu gewöhnen“, sagt Dr. Thinius. „Lotte macht sich gut, ist aber noch ausbaufähig“, ergänzt er mit einem Augenzwinkern.

Bei Social media bereits bekannt: Azubi-Therapiehündin Lotte, zusammen mit ihrem „Herrchen“, Chefarzt Dr. med. Ralph Thinius, in der Asklepios Klinik Schildautal.
Bei Social media bereits bekannt: Azubi-Therapiehündin Lotte, zusammen mit ihrem „Herrchen“, Chefarzt Dr. med. Ralph Thinius, in der Asklepios Klinik Schildautal. © Klinik | Asklepios

Warum eignen Hunde sich für den Job als „Therapiehund“?

„Therapiehunde im Krankenhaus sind schon eher eine Besonderheit und im Kommen, ein Trend“, sagt Nils Arnhold, Betriebsleiter für die Asklepios Therapie GmbH, Betriebsteil Seesen in der Schildautal Klinik. Er ist staatlich anerkannter, studierter Physiotherapeut (Diplom und Bachelor) und Trainer von Lotte. „Therapiehunde haben einen guten Einfluss auf Patientinnen und Patienten, beispielsweise bei Depressionen“, erläutert er. Hunde scheinen einen „siebten Sinn“ dafür zu entwickeln, wann es Menschen körperlich oder seelisch schlecht geht, haben Wissenschaftler festgestellt. Die Hunde erspüren oftmals die Stimmungen ihrer Menschen und versuchen, ihnen aktiv beizustehen.

Therapiehunde, das sind professionell ausgebildete Hunde, die im medizinischen Einsatz tätig sind. Sie helfen Menschen, bestimmte Krankheiten zu überwinden oder die Krankheitssymptome zu lindern. Therapiehunde werden, so die Fachexperten, gezielt im Zusammenhang medizinischer Behandlungen eingesetzt und haben sich bisher besonders bei Sprachtherapien, Heilpädagogik, Ergotherapie und der Psychotherapie bewährt. Sie lindern Angstzustände, Aggressionsausbrüche, Sprach- oder Sozialstörungen und vielfältige Stresssymptome.

Was ist bei Therapiehunden zu beachten?

Vieles ist zu beachten bei Therapiehunden und ihrer Ausbildung: beispielsweise die Arbeitszeiten, die Hygiene. Ein Therapiehund darf am Tag in der Regel maximal 45 Minuten im Einsatz sein, er muss gesund, geimpft und mental ausgeglichen sein. Eine einzeltherapeutische Sitzung darf er nur dreimal pro Woche begleiten, damit er nicht überanstrengt wird.

Das Ausbildungs-Programm ist genau abgesteckt. Die „International society for animal assisted therapy“, ISAAT, schreibt dazu: „... Im Unterschied zur Akkreditierung der Fachkraft-Weiterbildung in tiergestützter Therapie, Pädagogik oder Aktivitäten, die lediglich auf die Ausbildung des Menschen zielen, werden in diesen Basisausbildungen der Mensch und der Hund als gemeinsames Team ausgebildet. Die entsprechende Ausbildung sollte eine theoretische Basis für den Menschen, einen Eignungstest des Teams zu Beginn sowie einen finalen Test am Ende der Ausbildung (Praxis für das Team und Theorie für den Menschen) enthalten. Das Kurrikulum zertifiziert nicht den Hund als, Therapiebegleithund per se. Der Hund hat diese Funktion lediglich im Team zusammen mit dem Menschen, der gemeinsam mit ihm die Basisausbildung absolviert und bestanden hat, nicht mit anderen Menschen.“

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