Gifhorn. Raphael Nigbur will aus der Not eine Tugend machen und bietet stimmungsvolle Musik mit Kerzenschein und Wolldecken.

Kreiskantor Raphael Nigbur will aus der Not eine Tugend machen: Für Freitag, 6. Januar, um 16 Uhr, hat er angesichts der Energiepreiskrise in der St.-Nicolai-Kirche in Gifhorn ein besonderes Orgelkonzert angesetzt – das „Energiesparkonzert“. Und das heißt: Kerzenlicht und warme Decken ersetzen Scheinwerfer und Heizung.

„Bei diesem Konzert erwartet Sie keine aufgeheizte Kirche mit Festtagsbeleuchtung“, heißt es in der Ankündigung. Selbst die Orgel auf der Empore, der Nigbur stimmungsvolle Musik für Weihnachten, Neujahr und Epiphanias aus mehreren Jahrhunderten entlockt, muss ganz ohne Strom auskommen: „Die Blasebälge, die die Pfeifen mit dem nötigen Wind versorgen, kann man auch manuell beziehungsweise mit den Füßen bedienen.“ Das übernehmen dann zwei Kalkanten – so werden die Bälgetreter, die die Luftversorgung des Orgelinstruments mit ihrer Muskelkraft sicherstellen, klassischerweise auch genannt.

Auf die witzige Idee mit dem „Energiesparkonzert“ sei Nigbur im Zuge der ganzen Energiekrise gekommen, sagt er auf Anfrage. Und letztlich auch, weil die St.-Nicolai-Kirche ab Sonntag, 8. Januar, mit der Winterkirche beginnt. Sprich: Die Kirche bleibt kalt und die Gottesdienste finden im Gemeindehaus statt. Nigbur: „Und ich dachte mir, es darf nicht sein, dass die Orgel dann nicht mehr vorkommt.“

Das historische Musikinstrument von 1748 kehrt mit dem Konzert aber auch nur zu seinen Wurzeln zurück. Denn ursprünglich wurde es nur per Muskelkraft betrieben. Wann das letzte Mal entzieht sich allerdings Nigburs Kenntnis.

Die Kalkanten haben insgesamt sechs Blasebälge zu treten – jeder drei. Es gibt weder festen Rhythmus noch Reihenfolge: Welcher Balg als nächstes getreten werden muss, richte sich nach Tonhöhe und Lautstärke, sagt Nigbur. „Man muss schauen, welcher Balg als nächstes dran ist. Bei lauten Stücken muss schneller getreten werden.“

Das Treten sei relativ einfach, aber anstrengend, sagt der Kantor. „Wir üben das vorher noch einmal“. Ein einstündiges Konzert könne jedenfalls recht schweißtreibend sein. Aus diesem Grund sei die Kollekte am Ausgang auch nur für einen Zweck gedacht: für ein stärkendes Abendessen für die Bälgetreter.

Der Eintritt ist frei.

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