Meinersen. Die Ukrainerin Olga Müller erzählt, wie das traditionelle ukrainische Weihnachtsfest aussieht, und berichtet vom Fest mit den Geflüchteten.

Weihnachten ist das Fest der Familie – dafür fährt man in die Heimat und verbringt ein paar schöne Tage mit den Liebsten. Das ist die traumhafte Vorstellung. Für die geflüchteten Menschen aus der Ukraine ist dies in diesem Jahr aber alles andere als Realität: Sie mussten aus ihrem Heimatland flüchten, Freunde und Verwandte im Krieg zurücklassen und sind über das vermeintlich friedvolle Fest nun in einem anderen Land mit anderer Kultur und anderer Sprache. Wie sieht Weihnachten unter diesen Umständen aus? Die gebürtige Ukrainerin Olga Müller unterstützt mit der Ukraine-Hilfe Aller-Oker der Samtgemeinde Meinersen geflüchtete Menschen aus ihrem Heimatland. Sie erzählt von der Weihnachtsfeier, die sie zusammen gefeiert haben und wie das traditionelle ukrainische Weihnachtsfest aussieht.

Die Ukraine-Hilfe Aller-Oker unterstützt Geflüchtete in der Samtgemeinde Meinersen

Seit 28 Jahren wohnt Ukrainerin Olga Müller in Deutschland. Wegen ihres deutschen Ehemanns zog sie in den Landkreis Gifhorn. Doch die Verbundenheit zu ihrem Heimatland bleibt. Nicht zuletzt, weil ihre Familie in der Ukraine lebt. Noch an dem Tag, an dem Russland die Ukraine angriff, gründete Müller eine Gruppe mit Helfern. Daraus entwickelte sich schnell die ehrenamtliche Ukraine-Hilfe Aller-Oker, mit der sie Spenden sammelt, Hilfsmitteltransporte an die Grenze fährt und Geflüchtete in ihrem neuen alltäglichen Leben im Kreis Gifhorn unterstützt – sei es durch Begleitung zu Ärzten und Behörden, bei Antragstellungen oder der Suche nach privaten Unterkünften. Mittlerweile betreuen sie knapp 150 Ukrainer, jung und alt.

Ein Stück Heimat für die Ukrainer in Deutschland

Die Weihnachtsfeier der Ukraine-Hilfe Aller-Oker im Dorfgemeinschaftshaus Päse.
Die Weihnachtsfeier der Ukraine-Hilfe Aller-Oker im Dorfgemeinschaftshaus Päse. © Ukraine-Hilfe Aller-Oker

Auf den Wunsch der Geflüchteten hin, organisierte die Initiative ein Weihnachtsfeier nur für die hiesigen Menschen aus der Ukraine. „Sie haben sich gewünscht, einmal unter sich zu sein und gemeinsam Weihnachten zu feiern. Also haben wir das Dorfgemeinschaftshaus in Päse gemietet und sie alle zusammen gebracht“, erzählt Müller, „Es waren bestimmt 45 Erwachsene da und 20 Kinder. Ich hatte das Gefühl, es war wie früher bei Mama zuhause. Wir organisierten die Getränke und jeder brachte was zu Essen mit. Wir haben ukrainische und deutsche Weihnachtslieder gesungen und Spiele gespielt wie die Reise nach Jerusalem, das kennen wir aus der Ukraine auch.“

Müller berichtet, dass eine der anwesenden ukrainischen Mütter, die mit ihren dreijährigen Tochter dort war, ihr gegenüber sagte, es fühle sich an wie ein Stück Heimat. „Ihre Tochter war wohl so begeistert, sie hat gleich am nächsten Tag gefragt, wann sie wieder zurück zur Feier fahren können“, erzählt Müller.

Geschichte und Traditionen des ukrainischen Weihnachtfests

Dabei wird Weihnachten in der Ukraine erst am 6. Januar gefeiert. „In meiner Jugend früher, da wurde Weihnachten noch hinter verschlossenen Türen mit der Familie gefeiert und nicht an die große Glocke gehängt. Im Kommunismus in der Sowjetunion war Religion verboten. Die Geschenke bekamen die Kinder immer schon zu Silvester. Heute ist es anders, Religion und Glaube sind erlaubt und Weihnachten ist ein großer Feiertag.“ Was beim ukrainischen Weihnachtsfest nicht fehlen dürfe: Kutja, eine traditionelle süße Suppe. Müller erklärt: „Bei uns gibt es keine Gans oder Braten. Wir haben viel Unterschiedliches auf dem Tisch stehen: Salate, Fleisch und Fisch. Bei uns sagt man, je reicher der Tisch mit Essen gedeckt ist, desto wohltuender wird das neue Jahr.“ Anstelle des Weihnachtsmanns werden die Kinder in der Ukraine von Väterchen Frost und seiner Enkelin beschenkt. Daher organisierte Müller für die Weihnachtsfeier extra ein Väterchen-Frost-Kostüm, sie selbst verkleidete sich als dessen Helferin.

Heute feiert Müller Weihnachten eher nach deutscher Tradition am 24. Dezember. Trotzdem telefoniert sie am ukrainischen Weihnachtstag im Januar mit ihrer Familie, bekommt Weihnachtspostkarten und -nachrichten. „Ob deutsch, russisch oder ukrainisch – an Weihnachten geht es um Liebe, der Tag ist ganz egal.“

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