Gifhorn. Laurens (15) macht ein Praktikum bei der DLRG Station am Tankumsee – er will Leben retten. Wir haben ihn einen Tag begleitet.

Ein bisschen nervös wirkt Laurens schon, als er die Sicherheitsleine an seiner Rettungsweste befestigt und sich der kleine Karabiner immer wieder verhakt. Sein Ausbilder sagt, er solle den Motor des Bootes kurz abstellen, dann geht es. Laurens atmet durch und setzt sich vor das Steuer, startet den Motor wieder und gibt Gas. Er steuert das Boot für sein Alter erstaunlich routiniert über den See und lässt den Blick suchend schweifen. Ein wenig wirkt es, als erwarte er, im nächsten Moment jemanden aus dem Wasser retten zu müssen, aber es ist ein ruhiger Tag und auch nur eine Übungsfahrt.

Laurens (15) steuert das Rettungsboot über den Tankumsee
Laurens (15) steuert das Rettungsboot über den Tankumsee © Eve Bernhardt

Laurens ist 15 Jahre alt, als Teil des Jugendeinsatzteams (JET) der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) darf er in den Ferien oder in seiner Freizeit ein Praktikum beim Wachdienst am Tankumsee machen. Morgens geht es los mit einem gemeinsamen Frühstück vor dem Flaggenappell um 10 Uhr. Ab dann gilt bis 18, manchmal 19 Uhr oder sogar später, Bereitschaft und der See und das Geschehen rundherum werden immer im Blick behalten.

Alltag und Zusammensetzung der Einsatzteams

Die Einsatzteams bestehen aus einer, oder an Tagen, an denen viel los ist, zwei Turmwachen, einer Bootsmannschaft, einer Tauchmannschaft sowie Streifen, die zwischen den Türmen nach dem Rechten sehen. Optimalerweise arbeiten die Wasserretter in Schichten, erzählt Felix Warnke, stellvertretender Ausbildungsleiter der DLRG Ortsgruppe Braunschweig.

Bei dem einwöchigen Wachdienst der Ortsgruppe am Tankumsee im Kreis Gifhorn funktioniert das gut. Etwa 20 Einsatzkräfte sind immer vor Ort, am Wochenende sogar etwas mehr. Das war nicht bei allen Ortsgruppen so, die in diesem Sommer am Tankumsee Wachdienste hatten und ist ein großer Luxus, weiß der Ausbilder. Durch die gute Besetzung können sich die Rettungsschwimmer in ihren Schichten immer stundenweise abwechseln, das gilt auch für Laurens. Immer zwei Rettungsschwimmer sind pro Station gleichzeitig im Einsatz, eine Ausnahme bildet hierbei die Bootsmannschaft, die in der Regel aus drei Einsatzkräften besteht.

Laurens Aufgaben als Teil des Jugendeinsatzteams

Laurens unterstützt die Teams bei ihren Aufgaben, er hilft seinen Kollegen dabei, von einem der Türme aus den See im Blick zu behalten, achtet darauf, dass sich Schwimmer und Segelboote nicht zu nahekommen und auch sonst keine Gefahren für die Badegäste drohen. In anderen Schichten begleitet er die Streife bei ihren Rundgängen durch den Strandbereich, befreit die Seebesucher von Splittern oder erklärt ihnen, was genau es für sie bedeutet, dass der See Blaualgen enthält – es kann zu Hautreizungen oder bei Verschlucken auch zu Übelkeit und Erbrechen kommen.

Bei der Bootsmannschaft darf Laurens auch mithelfen. In Notfällen fährt er dann mit seinen Kollegen raus auf den See und hilft ihnen, Menschen, die Hilfe brauchen, aus dem Wasser zu ziehen und sie zu versorgen. Und wenn der See leer ist und Laurens gerade nicht im Dienst, werden immer wieder Übungen eingeschoben. So lässt sein Ausbilder Felix Warnke ihn auf dem See beispielsweise auch mal hinter das Steuer des zweiten Rettungsboots, das extra für Übungen mit zum Tankumsee gebracht wurde. „Sonst könnten wir solche Fahrten gar nicht machen“, erklärt Warnke. Das andere Boot müsse schließlich für Notfälle immer in Bereitschaft stehen.

Wasserretter – und was dann?

Aktuell arbeitet Laurens auf den sogenannten Wasserretter hin, den er mit 16 Jahren endlich machen darf. Seit 2019 ist er für dieses Ziel Teil des Braunschweiger JETs. Auf die Idee gekommen ist er beim Schwimmtraining der DLRG, bei dem er seit Jahren mitmacht. „Der Wasserretter ist ein gewisser Grundstein, mit dem man sich dann verschieden spezialisieren kann“, informiert Warnke.

In welche Richtung es dann genau gehen soll, weiß Laurens noch nicht so ganz, „Strömungsrettung oder die Bootsmannschaft könnte ich mir vorstellen.“ Für später überlegt er auch, eine Weiterbildung zum Katastrophenschützer zu machen, das geht aber erst, wenn er volljährig ist. Bis dahin will er weiter Erfahrungen im JET sammeln und freut sich darauf, die Einsatzteams als Wasserretter im kommenden Jahr noch stärker unterstützen zu können.