Gifhorn. Erst in den Abendstunden sind die Gifhorner Bauern zurück von der Demo aus Hannover. Am Abend brennt ein Mahnfeuer an der B 188.

  • Mehr als 100 Landwirte aus dem Kreis Gifhorn bei der Demo in Hannover.
  • Am Abend brennt ein Mahnfeuer an der B 188 bei Weyhausen.
  • Rund 30 Bauern fahren am Montag mit Schleppern zur Demo in Berlin.

Rund 120 Landwirte aus dem Kreis Gifhorn waren am Donnerstag bei der Demo in Hannover dabei, um den Protest gegen die Agrarpolitik der Ampel-Regierung fortzusetzen. Nach Angaben des Landvolks hatten sich rund um den Platz der Göttinger Sieben in der Landeshauptstadt mehr als 5000 Landwirtinnen und Landwirte versammelt, um ihrem Ärger Nachdruck zu verleihen. Am Abend brannte ein Mahnfeuer an der B 188 bei Weyhausen.

Mit dabei auch Landwirt Florian Dralle, einer der Organisatoren der Proteste im Kreis Gifhorn. Um 5.30 Uhr ist er zusammen mit Berufskollegen losgefahren. Um 11 Uhr begann die Demo, um 15.30 Uhr war er immer noch mit dem Schlepper in Hannover. Erst in den Abendstunden traf er wieder auf dem Hof in Wentorf ein. „Wir sind es ja gewohnt, 16 Stunden zu arbeiten“, sagte er mit einem Schmunzeln.

Er war mehr als zufrieden mit der Beteiligung. Rund um den Landtag war alles mit Schleppern zugeparkt, er nutzte wie viele andere Bauern den Schützenplatz. Ganz und gar nicht zufrieden war er allerdings mit der Tatsache, dass die öffentlichen Toiletten im Landtag ausgerechnet an diesem Tag geschlossen waren. „Das geht gar nicht. Auch Landwirte müssen zur Toilette gehen dürfen. Ich zahle ja auch Steuer“, sagte Dralle.

Auf dem Schützenplatz in Hannover stellten auch die Gifhorner Landwirte ihre Schlepper ab. 
Auf dem Schützenplatz in Hannover stellten auch die Gifhorner Landwirte ihre Schlepper ab.  © FMG | Florian Dralle

Ob die Demonstrationen bereits Auswirkungen zeigen? Er habe den Eindruck, dass die Politik jetzt versuche, Schadenregulierung zu betreiben. Nachdem noch vor Weihnachten niemand mit den Bauern sprechen wollte, gebe es jetzt Gesprächsangebote. Dralle machte noch einmal deutlich, dass es längst nicht mehr nur um die bereits gekippte Kfz-Steuer für landwirtschaftliche Fahrzeuge oder die Dieselrückvergütung gehe - „Das ist keine Subvention, sondern eine Steuervergünstigung“, betonte er. Es geht für die Landwirte ums Ganze, darum, dass Bauern in Belgien und Luxemburg Heizöl tanken dürfen, dass Landwirte für Nitratbelastungen verantwortlich gemacht werden, von denen keiner weiß, wo sie herkommen, dass Landwirte zu Weltmarktpreisen produzieren müssen, zu unterschiedlichsten Marktbedingungen innerhalb der EU. „Wir wollen nicht länger Prügelknaben sein.“

So sieht es auch Andreas Plagge, Landwirt aus Calberlah. Die Themen Agrardieselrückvergütung und Kfz-Steuer hätten das Fass nicht zum Überlaufen, sondern zum Platzen gebracht, so Plagge. „Mit Wetter können wir umgehen, aber nicht mehr mit der Politik.“ Er wünsche sich vernünftige Konzepte, die nicht auf Ideologien basieren, sondern auf der Vernunft und die vor allem gemeinsam von Politik und Landwirten erarbeitet werden.

In der Nacht zu Montag werden Dralle und bis zu 30 weitere Bauern aufbrechen, um mit Schleppern nach Berlin zu fahren. Start ist um 1 Uhr, voraussichtliche Ankunft gegen 6 Uhr. „Wir demonstrieren so lange weiter, bis sich etwas ändert“, sagte der Landwirt.

Das ist die Berichterstattung am Mittwoch, 10. Januar:

Am Mittwoch blockierten Landwirte seit den frühen Morgenstunden die Kreuzung in Bokensdorf sowie mehrere Kreuzungen auf der B248, unter anderem in Tappenbeck an der Auffahrt zur A39, aber auch im Wolfsburger Stadtgebiet. Es kam zu Verkehrsbehinderungen. Insbesondere der Werksverkehr in Richtung Wolfsburg war betroffen. Im Wittinger Hafen hatte das Unternehmen Agravis die Landwirte auf eine Bratwurst eingeladen. „Eine nette Aktion“, so Dralle. Am Mittwochabend brannte ein Mahnfeuer zwischen Wahrenholz und Westerholz. Auch am Donnerstag brennen Mahnfeuer: An der B188 zwischen Weyhausen und Osloß und am Sonntag bei Ummern.

Hier lesen SIe, was am Montag zum Auftakt der Proteste passiert ist:

Am Montagmorgen kam es zu einer großen Protestaktion vor dem Gifhorner Rathaus. Mit einer Sternfahrt sind die Landwirte zu der Kundgebung gefahren, anschließend ging es zur Demonstration nach Braunschweig.

Protest erhält in Gifhorn viel Zuspruch

Rund 400 Schlepper hatten sich am Montagmorgen auf den Weg in die Kreisstadt gemacht, fuhren mit maximal 15 Kilometern pro Stunde auf B 188 und B 4. „Wir wollen auf uns aufmerksam machen, dabei aber niemanden behindern“, sagte Landwirt und Mitorganisator Florian Dralle, „wir erhalten für unseren Protest viel Zuspruch“. Seit 5.30 Uhr waren die ersten Trecker im Landkreis unterwegs. Einige von ihnen ohne Heizung.

Ohne wesentliche Verkehrsbehinderungen oder Vorkommnisse verlief dann die Kundgebung der Landwirte und der Mittelstandsvertreter. Ihre Kernforderung: „Streichung der getarnten Steuererhöhungen.“ Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus protestierten rund 500 Menschen friedlich gegen die Politik der Bundesregierung. „Bislang waren die positiven Reaktionen überwältigend. Die Leute unterstützen uns durchweg. Auch Polizei und Verwaltung sind mit uns zufrieden, das Zusammenspiel klappt reibungslos“, betonte Dralle.

Handwerker und Spediteure demonstrieren mit

Der Landwirt aus Wentdorf stellte klar, dass man positiv auffallen wolle und keinerlei Blockaden geplant habe: „Das Gros unserer Leute demonstriert friedlich und das ist auch gut so.“ Auch Steffen Meyer vom Landvolk organisierte den friedlichen Protest mit, zu dem auch Handwerker und Spediteure eingeladen wurden. Denn laut Meyer ist klar: „Für den Mittelstand geht es um die Wurst.“ Den vertrat als dritter Redner nach Dralle und Meyer Harald Karstens vom Handwerkerverband.

Alle drei sprachen bei bitterer Kälte und Sonnenschein mit klaren und harten Worten ihren Unmut über die Politik der Berliner Ampel-Koalition an. „Das Maß ist voll. Es geht darum, das Land satt zu bekommen. Doch die Gängeleien aus Berlin gehen immer weiter und weiter. Aber das produzierende Gewerbe muss geschützt werden. Die Wertschöpfung in Deutschland ist ganz stark gefährdet“, sagte Dralle.

Landwirte versprechen Ausdauer und Hartnäckigkeit

Meyer beschrieb die aktuelle Situation und den Ärger mit drastischen Worten: „Die Politik verarscht uns nach Strich und Faden. Was sollen wir noch alles ertragen? Es muss einen Kurswechsel zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft geben. Den können in der Politik allerdings nur Leute bewerkstelligen, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben und wissen, wovon sie reden.“ Sollte in Berlin nichts passieren, kündigte er weitere Demonstrationen an und setzte dabei auf die Ausdauer und Hartnäckigkeit der Landwirte.

Die Unterstützung des Baugewerbes sagte Dachdecker Karstens in seiner Ansprache zu. „Wie man hier sieht, sind wir in Deutschland alle beieinander. Und wir, das Volk, sind der eigentliche Arbeitgeber der Bundesregierung. Wir müssten dringend reden, doch wir werden ignoriert. Dann müssen wir das Arbeitsverhältnis beenden. Wir wollen unser Land wie vor Corona zurück haben.“

Die drei Redner erhielten starken Applaus für ihre Ausführungen. Viele Besucher der Demonstration unterstützten die Standpunkte. „Der Protest ist richtig und wichtig, es müssen Akzente gesetzt werden. Und ich halte den Protest für angemessen, denn ich komme aus der Baubranche, die mit ähnlichen Problemen kämpft. Wir sind sozusagen auf einer Linie. Die Solidarität im Mittelstand ist groß“, erklärte Albert Schulz aus Gifhorn.

Bettina Kretschmer war eigens aus Wesendorf angereist, um die Protestaktion zu verfolgen: „Ich unterstütze das voll. So kann es nicht mehr weiter gehen mit der Ampel-Koalition. Es ist Zeit, dass etwas passiert, die heutigen Aktionen sollten nicht das Ende sein.“ Auch sie und ihr Mann seien im Mittelstand tätig und hätten Angst um die Selbstständigkeit. „Wir arbeiten viel und hart und haben mehr verdient“, stellte sie klar.

„Ich war schon in der DDR bei den Montags-Demonstrationen dabei und ich nutze heute die Gelegenheit, unseren Unmut über die Politik, die in Berlin betrieben wird, zum Ausdruck zu bringen. Es geht darum, unsere Bauern zu unterstützen, denn ohne unsere Bauern sind wir nichts. Und beispielsweise die Kostensteigerungen betreffen uns alle“, meinte Mandy Ruben aus Dannenbüttel. René Capellaro, ebenfalls aus Dannenbüttel, hätte sich diesen vehementen Protest schon viel eher gewünscht, denn was im Land aktuell durch diese Regierung passiere, sei nicht hinnehmbar.

Aushaltbar waren hingegen die Verkehrsbehinderungen, die die etwa 400 Trecker nach der Demo auf der Fahrt zur Großkundgebung in Braunschweig auslösten. Ab 11.30 Uhr fing sich der Verkehr auf der Gifhorner Tangente an zu stauen. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa Tempo 30 ging es Richtung Süden. Viele Verkehrsteilnehmer bogen ab und umfuhren den Tross, was gelang, da die Nebenstrecken nicht blockiert waren. In Meine allerdings gab es gegen 12 Uhr einen Rückstau bis in die Ortsmitte.

Polizei lobt den Ablauf der Proteste

Alls gut gelaufen“, sowohl die morgendlichen Aktionen der Landwirte, der Protetst auf dem Marktplatz als auch die angemeldete Fahrt nach Braunschweig, lautete das Fazit von Gifhorns Polizeisprecher Christoph Nowak.

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Bildergalerie: Gifhorner Landwirte protestieren in Stadt und Kreis

Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montagmorgen auf Sternfahrt zur Kreisstadt.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montagmorgen auf Sternfahrt zur Kreisstadt. © regios24 | Sebastian Priebe
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig. © regios24 | Sebastian Priebe
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig. © regios24 | Sebastian Priebe
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig. © regios24 | Michael Uhmeyer
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig. © regios24 | Michael Uhmeyer
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig. © regios24 | Michael Uhmeyer
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig. © regios24 | Sebastian Priebe
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig. © regios24 | Sebastian Priebe
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig. © regios24 | Sebastian Priebe
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig. © regios24 | Sebastian Priebe
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig. © regios24 | Sebastian Priebe
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig. © regios24 | Sebastian Priebe
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montag auf Sternfahrt nach Braunschweig. © regios24 | Sebastian Priebe
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montagmorgen auf Sternfahrt zur Kreisstadt.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montagmorgen auf Sternfahrt zur Kreisstadt. © regios24 | Sebastian Priebe
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montagmorgen auf Sternfahrt zur Kreisstadt.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montagmorgen auf Sternfahrt zur Kreisstadt. © regios24 | Sebastian Priebe
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montagmorgen auf Sternfahrt zur Kreisstadt.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montagmorgen auf Sternfahrt zur Kreisstadt. © regios24 | Sebastian Priebe
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montagmorgen auf Sternfahrt zur Kreisstadt.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montagmorgen auf Sternfahrt zur Kreisstadt. © regios24 | Sebastian Priebe
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montagmorgen auf Sternfahrt zur Kreisstadt.
Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montagmorgen auf Sternfahrt zur Kreisstadt. © regios24 | Sebastian Priebe
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Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montagmorgen auf Sternfahrt zur Kreisstadt. © regios24 | Sebastian Priebe
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Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montagmorgen auf Sternfahrt zur Kreisstadt. © regios24 | Sebastian Priebe
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Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montagmorgen auf Sternfahrt zur Kreisstadt. © regios24 | Sebastian Priebe
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Die Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn waren mit ihren Schleppern am Montagmorgen auf Sternfahrt zur Kreisstadt. © regios24 | Sebastian Priebe
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Ankündigungen am Sonntag: Verkehrsbehinderungen im Landkreis Gifhorn

Ab hier lesen Sie die ältere Berichterstattung von Sonntag

Der Ärger bleibt unverändert groß, auch wenn die Bundesregierung in dieser Woche die Sparpläne teilweise zurückgenommen hat. Ursprünglich hatte es kurz vor dem dritten Advent geheißen, dass den Bauern die Agrardiesel-Rückvergütung von 21,48 Cent je Liter ersatzlos gestrichen wird. Darüber hinaus sollte die Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge abgeschafft werden. Nach aktuellem Stand will die Ampelkoalition einen Teil der geplanten Kürzungen von Subventionen für die Landwirte zurücknehmen. Die Kfz-Steuerpflicht ist ganz vom Tisch, die Dieselrückvergütung soll in drei Stufen bis 2026 abgeschafft werden.

„Wir sind ja hier nicht auf dem Basar“, sagte der Kreislandvolkvorsitzende Henning Buhr, der weiterhin verärgert ist. Es bleibe dabei, dass die Landwirte überproportional belastet seien. „Das geht gar nicht.“ Noch deutlicher wird Florian Dralle, einer der Organisatoren der Landwirte. „Wir sind seit Jahren die Prügelknaben. Die Nerven liegen blank.“ Die Bauern seien seit 2019 auf der Straße, „das hat seine Gründe“, so der Landwirt. „Hier geht es jetzt um die Wurst, um Existenzen!“

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„Wahrscheinlich wird es auf vielen Straßen zu erheblichen Beeinträchtigungen kommen, auch auf den Bundesstraßen“, sagt Henning Buhr, Vorsitzender des Kreislandvolkverbandes Gifhorn-Wolfsburg. „Die Stimmung unter den Landwirten ist aufgeheizt, daher rechnen wir mit einer großen Beteiligung. Die hiesigen Landwirte haben kein Verständnis dafür, dass die Landwirtschaft in so großem Maße herangezogen werden soll, um die Haushaltslöcher der Bundesregierung zu stopfen.“

Dralles Angaben zufolge muss am Montag ab 5.30 Uhr mit Verkehrsbehinderung im gesamten Landkreis Gifhorn gerechnet werden – den ganzen Tag über. Die Sternfahrt der Schlepper und Traktoren endet gegen 10 Uhr zunächst in Gifhorn auf dem Marktplatz. Dort sind drei Reden geplant: von Landwirten, aber auch von Handwerkern. So beteiligt sich beispielsweise auch ein Dachdeckerbetrieb aus Sprakensehl an den Protesten. Anschließend fahren die Landwirte zur Großkundgebung nach Braunschweig, die um 13 Uhr beginnt.

Dralle und Landwirt Steffen Meyer aus Langwedel rechnen gerade auch unter den Junglandwirten mit vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern: „Für uns und für unseren Berufsnachwuchs geht es um ihre Zukunft. Wir fragen uns, ob die Regierung überhaupt noch Interesse an einer produktiven und wettbewerbsfähigen Landwirtschaft in Deutschland hat. Die Nachbesserungen der Bundesregierung bei den geplanten Kürzungen beim Agrardiesel und bei der Kfz-Steuer sind unzureichend. Beide Kürzungsvorschläge müssen vom Tisch! Wir machen weiter!“ sagt Florian Dralle kämpferisch.

Solidaritätsbekundungen seitens der Bevölkerung sind willkommen. Es geht darum, der Regierung unseren Protest zu zeigen, es geht nicht darum, die Bevölkerung gegen uns aufzubringen, für unsere Aktionen bitten wir daher um Verständnis. Rot-Weiße Flatterbänder an den Fahrzeugen zeigen uns die Solidarität der Menschen“, fügt Meyer hinzu

Die Gifhorner Polizei informiert aktuell am Montag auf der Plattform X

Einzelheiten haben die Landwirte am Donnerstagnachmittag mit Polizei, der Stadt Gifhorn und der Landkreisverwaltung abgesprochen. Sie veröffentlichten Freitagmittag eine gemeinsame Presseerklärung, in der es hieß, dass vor allem das Stadtgebiet Gifhorn und der Nordkreis von den Protesten betroffen seien. „Diese Versammlungen finden im nördlichen Teil des Landkreises Gifhorn, dort auf mehreren Landes- und Bundesstraßen, sowie im Stadtgebiet von Gifhorn statt“, hieß es. Daher müsse insbesondere am frühen Morgen in den Kreuzungsbereichen der B4, nördlich von Gifhorn, mit Verkehrsbeeinträchtigungen gerechnet werden. Vom frühen Morgen bis zum Nachmittag seien zudem im gesamten Landkreis Beeinträchtigungen zu erwarten.

Der Einsatz im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Gifhorn wird in den sozialen Medien auf der Plattform X begleitet (https://twitter.com/Polizei_GF). Zudem bittet die Polizei, auf Rundfunkdurchsagen zu achten.

Fortgesetzt werden die Proteste die gesamte Woche über. Am Donnerstag, 11. Januar, wollen die Gifhorner Bauern mit Schleppern nach Hannover zu einer weiteren großen Kundgebung fahren. Namhafte Politiker haben ihr Kommen bereits zugesagt. Am Montag, 15. Januar, ist dann nochmals eine große Kundgebung in Berlin geplant. „Mit und ohne Schlepper sind wir auch in Berlin dabei, um unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen“, so Buhr.

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