Gamsen. Nach einem Jahr Pause gab es Samstag wieder eine Lichterfahrt der Weihnachts-Trecker in Gifhorn. Doch die Bauern sind stinksauer.

  • Gifhorner Weihnachtstrecker auf 30 Kilometer langer Lichterfahrt
  • Zuschauer am Straßenrand halten Danke-Schilder hoch
  • Protest gegen Streichung der Agrardiesel-Beihilfe

Blinkende Lichterketten, Weihnachtssterne, festliche Schleifen und Rund-um-Leuchten mit Weihnachtsmann-Mütze: Rund 40 Schlepper, Unimogs und Trucks haben am Samstagabend Hunderte von Menschen in und um Gifhorn begeistert. Nach einem Jahr Pause hatte der Gamsener Junglandwirt Sönke Lüdde eine Lichterfahrt organisiert.

Lichterfahrt der Gifhorner Landwirte führte auch durch die Dörfer

Hunderte Kinder, Frauen und Männer an den Straßen waren begeistert. Ob in Gamsen oder Kästorf, der Kernstadt oder Wilsche - überall standen Zuschauerinnen und Zuschauer in kleinen Gruppen, verkürzten sich die Wartezeit mit Punsch oder Keksen, waren in bester Stimmung und feierten die Lichterfahrt der Landwirte, die dafür reichlich Applaus bekamen. „Wir haben uns super gefreut über die Resonanz, das war wirklich mega“, berichtete Lüdde am Sonntag.

Der Gamsener Junglandwirt Sönke Lüdde hatte die Lichterfahrten organisiert.
Der Gamsener Junglandwirt Sönke Lüdde hatte die Lichterfahrten organisiert. © Gifhorn | Michael Uhmeyer

Einige Zuschauer hätten Danke-Schilder hochgehalten, in Gamsen gab es einen kurzen Stopp, weil der Fahrer-Tross zur Braturst eingeladen wurde. Ansonsten lief auf der 30-Kilometer-Strecke alles glatt. Keine Unfälle, keine Zwischenfälle, lediglich von einigen Rund-um-Leuchten seien die Weihnachtsmützen weggeflogen, erzählte Lüdde mit einem Schmunzeln.

Gifhorner Lichterfahrt stand bis kurz vor dem Start auf der Kippe

Wirklich zum Feiern war den Landwirten und ihren Familien allerdings nach den Ankündigungen des Bundeswirtschaftsministers nicht mehr zumute. Die Bundesregierung will die Agrardiesel-Beihilfe streichen, auch bekannt als Bauerndiesel. Außerdem soll die Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge einkassiert werden. „Wir haben diskutiert, ob wir die Lichterfahrt angesichts dieser aktuellen Lage absagen“, erläuterte Lüdde. Die Leidtragenden wären dann die Kinder, die Zuschauerinnen und Zuschauer gewesen. „Und das wollten wir nicht!“, so der Gamsener Landwirt. Die Menschen hätten sich so sehr darauf gefreut, über die sozialen Netzwerke habe es so viel Zustimmung gegeben.

Landwirte stinksauer wegen Streichung der Agrardiesel-Beihilfe

Zum stillen Protest fuhren einige Trecker ohne Beleuchtung, andere hatten Plakate an den Treckern befestigt: „Wir auf dem platten Land sollen Eure grünen Träume erfüllen? Und Ihr streicht uns den Agrardiesel und wollt das grüne Kennzeichen abschaffen? Dann macht Euer Essen doch selber!“, war dort unter anderem zu lesen.

„Ja, wenn diese Kürzungen und zusätzlichen Belastungen umgesetzt werden, gehen bei einigen Landwirten die Lichter aus“, stellte Malte Klingenberg aus Schönewörde klar. Schon jetzt sei der Kostendruck für die Bauern enorm, schon jetzt seien Existenzen bedroht. Wenn nun noch für die landwirtschaftlichen Fahrzeuge Kfz-Steuer gezahlt werden müsse, kämen schnell mal mehr als 10.000 Euro zusammen. Zugleich breche dann die Agrardieselvergütung als Einnahme weg. Landwirte bekommen 21,48 Cent je Liter Diesel. Je nach Verbrauch kommen da mehrere 1000 Euro zusammen. „Wir sind stinksauer“, sagte Lüdde.

Gifhorner fährt mit 53 Jahre altem Unimog mit und sorgt für Weihnachtsmusik

Kurz nach 18 Uhr ging’s vom Hof Lüdde-Franke los. Mit dabei war in einem Unimog, Baujahr 1970, auch Klaus-Jürgen Glaser aus Gifhorn. Er sorgte zusammen mit Beifahrer Uwe Meyer für den richtigen Sound. Die Teufel-Box auf der Ladefläche ließ sich via Bluetooth mit dem Smartphone steuern. Und so schallten gut drei Stunden „We wish you a merry Christmas“, „Jingle Bells“ und andere Weihnachtslieder durch die Straßen.

Der 53 Jahre alte Unimog von Klaus-Jürgen Glaser aus Gifhorn sorgte für den richtigen Weihnachtssound.
Der 53 Jahre alte Unimog von Klaus-Jürgen Glaser aus Gifhorn sorgte für den richtigen Weihnachtssound. © Gifhorn | Michael Uhmeyer

Und damit die rund 700 Lichter nicht ausgingen, standen mehrere Autobatterien und ein Spannungswandler auf der Ladefläche. Auch die meisten Landwirte nutzen einen Spannungswandler, um ihrer bis zu knapp 100 Meter langen Lichterketten zum Leuchten zu bringen - trotz der finsteren Aussichten aus Berlin, wo am Montag eine Großdemo der Bauern geplant ist.

Am Sonntag besuchen die Weihnachtstrecker den Gifhorner Nordkreis. Start ist um 18 Uhr in Triangel. Dann führt die Fahrt über Platendorf, Schönewörde und Wahrenholz nach Wesendorf, Kästorf und Gamsen. Zuschauer können den Weg der leuchtenden Treckerschlange live auf Instagram verfolgen, um sich pünktlich am Straßenrand einzufinden, ohne stundenlang in der Kälte frieren zu müssen. Die Adresse: lichterfahrt_gifhorn_2023.

Rund 40 weihnachtlich geschmückte Schlepper, Unimogs und Trucks waren Samstagabend in Gifhorn unterwegs. Am Sonntag führte die Lichterfahrt nach Wahrenholz und Wesendorf.
Rund 40 weihnachtlich geschmückte Schlepper, Unimogs und Trucks waren Samstagabend in Gifhorn unterwegs. Am Sonntag führte die Lichterfahrt nach Wahrenholz und Wesendorf. © regios24 | Michael Uhmeyer

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