Gifhorn. Bischof Dr. Heiner Wilmer aus Hildesheim war zu Besuch in dem von der Caritas betriebenen Frauenhaus. So sorgt die Einrichtung für die Sicherheit von Frauen.

Hohen Besuch gab es am Nikolaustag im Frauenhaus. Zwar war es nicht der Bischof von Myra, bestens bekannt als der Nikolaus, aber Bischof Dr. Heiner Wilmer aus Hildesheim hatte sich auf den Weg gemacht. Und er zeigte sich beeindruckt von dem Neubau samt Konzept, das als Schutzraum in der Innenstadt auf die Beine gestellt wurde. „Es ist unser einziges Frauenhaus im Bistum“, sagte Wilmer zu der von der Caritas betriebenen Einrichtung. „Ein großartiges Projekt. Es fasziniert auch, weil es mitten in der Innenstadt ist, statt wie sonst oft außerhalb auf dem Dorf oder in einem Industriegebiet.“

„Großartig“ fand der Bischof auch, wie die Menschen in Gifhorn zusammenarbeiten, um Frauen, die aus einer gewaltbelasteten Vergangenheit kommen, Hilfe zu geben, außerdem Sicherheit und psychische Unterstützung. „Danke für dieses Engagement“, sagte Wilmer. Es sei wichtig, ein Zeichen zu setzen, wie man mit Gewalt in der Gesellschaft umgehe. „Und um zu zeigen, wie Heilung, Zuversicht und ein gutes Miteinander geht, damit sich die Gewalt nicht wiederholt und die Betroffenen hier angstfrei leben können.“

Zuvor hatten Ulla Evers, Leiterin des Frauenhauses, und Mitarbeiterin Kaja Hermann das Konzept und aktuelle Einzelheiten erläutert. „Einmal in der Woche gibt es gemeinsames Basteln. In der Weihnachtszeit basteln wir vornehmlich Weihnachtsschmuck“, erklärte Hermann. Eine Kreistagabgeordnete spendierte aus ihrem Betrieb einen Weihnachtsbaum, der erstmals in der Geschichte des Frauenhauses dort aufgestellt wird. Die Vorgängereinrichtung hatte das vom Platz her nicht hergegeben. Weihnachten als Zeit für Familie, so wie es in der Gesellschaft gelebt wird, wolle man vermitteln, wenngleich etwa 70 Prozent der aufgenommenen Frauen einen Migrationshintergrund, zum Teil ohne christlichen Hintergrund haben.

Die Gewalterfahrungen sind nicht nur körperlich, sondern auch psychisch

„Wir nehmen jede Frau als Opfer ernst“, betonte Evers. Denn selbst bei der Polizei gebe es bisweilen Zweifel an den Aussagen der Frauen. Du bist Opfer, aber du musst nicht in dieser Rolle bleiben, gebe man den Frauen mit. Die Gewalterfahrungen sind vielfältig, nicht nur körperliche, sondern auch psychische, wirtschaftliche, sexuelle, strukturelle oder Reproduktionsgewalt gebe es. Als Beispiel struktureller Gewalt nannte Evers, wenn ein deutscher Mann eine Marokkanerin heiratet, sie dann nach einem Jahr auf die Straße setzt. „Die Frau wäre ausreisepflichtig, kann aber nicht mehr zu ihrer Familie in Marokko zurück, weil die das nicht akzeptiert. Dann muss sie Asyl beantragen.“

Viele Frauen bringen 16 offene Enden mit, die man bearbeiten müsse. Kürzlich hatte es im Frauenhaus einen Vortag von der Präventionsbeauftragten der Polizei, Liane Jäger, gegeben, die Frauen ihre Rechte aufzeigte. „Die Frauen bleiben drei bis sechs Monate bei uns, aber es gibt eine Nachsorge“, sagte Evers. Letztlich sollen die Frauen eigene Entscheidungen treffen. Auch ein Zurück zum Partner könne es geben, auf Wunsch vermittelt von den Mitarbeiterinnen.

Kinder der Frauen würden in der Regel in das normale Gesellschaftsleben integriert, eine Erzieherin des Hauses sei auch in Psychomotorik ausgebildet. Insgesamt sei für die Sicherheit der Frauen während ihrer Heilungszeit gut gesorgt, durch Transponder an den Türen, Kameras, Telefone im Flur, Eingangsschleuse, Rufbereitschaft und die Polizei in Gehweite. Man haben auch viele Möglichkeiten, mit den Tätern umzugehen. Allerdings mache das Sorgerecht in Deutschland einigen Frauen Angst, da Gerichte die Kinder bisweilen auch zu den Vätern geben.

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