Gifhorn. Archäologe Heinz Gabriel kennt Gifhorns Ursprünge wie kein zweiter. Jetzt verrät der 75-Jährige, was er über unsere Geschichte weiß.

Können Bücher heute noch fesseln? Hat es Zweck, sich fast vier Jahre lang an ein Manuskript zu setzen? Heinz Gabriel hat sich die Arbeit gemacht, und die Gifhorner können dem 75-Jährigen gar nicht dankbar genug sein für seinen tollen Job.

Der vierte Band der Schriftenreihe des Stadtarchivs trägt den feinsinnigen Titel „Gifhorn unterirdisch“ und erhellt mit der für Gabriel typischen Mischung aus Akribie und Augenzwinkern die letzten in der Tiefe verborgenen Geheimnisse der Ursprünge der Stadt.

100 Seiten, 200 Fotos, Tausende Jahre, 20 Euro

Verborgene, aber von dicken Erdschichten gut geschützte Geschichte, wie sie nur Archäologen ans Tageslicht fördern können: Verständlich beschrieben, eingeordnet in historische Zusammenhänge, beseelt von Gifhorner Lokalkolorit.

100 Seiten, 200 Fotos, Tausende Jahre, 20 Euro. Kompakter bekommt man die Hintergründe der eigenen Heimatstadt kaum zusammengefasst. Gabriel hat sich auf die aus seiner Sicht wichtigsten von 75 Grabungen seit 1982 konzentriert. 23 sind es geworden. Der Zeitraum seit dem Bau des heutigen Rathauses profitiert von der vor 40 Jahren bereits ausgefeilten Dokumentation und Analyse der Grabungsfunde. Außerdem lief Gifhorn seinerzeit gerade zur Hochform auf in dem Ziel, die gewachsene Innenstadt einmal komplett umzukrempeln.

„Geschichtsinteressierte werden also einiges darin finden“, ist Bürgermeister Matthias Nerlich überzeugt. Auch ihn hat Gabriels Herangehensweise überzeugt: „Vieles ist untermalt mit Anekdoten. Das Buch ist nicht nur für die archäologische Fachwelt.“

Die Fakten stimmen natürlich, aber sie überwältigen einen nicht. Im Kern fasst das Buch einen gefeierten Vortrag Gabriels von 2019 zusammen. Viele Zuhörer forderten damals spontan ein Buch. „Ich habe erst mal nein gesagt, weil das viel Arbeit macht“, schmunzelt der Autor. Er hat es dann doch getan: „Und es wurde viel Arbeit.“

Gabriels Lieblingsfundstück ist ein gläsener Brezelfensterkäfer

Ein wenig ist das Buch auch das Vermächtnis des rührigen Ehrenamtlers. Die Stadtarchäologie ist seit 2020 bei dem hauptamtlichen Wissenschaftler Ingo Eichfeld in guten Händen. „Ich unterstütze noch“, untertreibt Gabriel.

Sein literarisches Lieblingsstück aus Gifhorns Untergrund ist übrigens längst nicht so alt wie die 10.000 Jahre alten Feuerstein-Klingen aus dem heutigen Rathaus-Innenhof. Gabriel: „Damals war das schon ein Arbeitsplatz am Ufer eines Flusslaufs.“ Nein, sein Herz hat Gabriel an einen gläsernen Brezelfensterkäfer aus der einstigen Gifhorner Glashütte verloren. Ein Fundstück, das ihn an ein verlorenes Exemplar aus der eigenen Jugend erinnert. Einst weggekippt, als die Glashütte an der Braunschweiger Straße 1960 nach 87 wechselvollen Jahren schloss.

Der Archäologe beweist: Gifhorn ist viel älter

Den für ihn überraschendsten Fund hat Heinz Gabriel auf einer Wohnhaus-Baustelle an der Lüneburger Straße gemacht: „Da kam ein Holzbrunnen von 876 zu Tage. Zu der Zeit wurde also schon lange hier gesiedelt. Damit war Gifhorn auf einen Schlag 300 Jahre älter.“ Doch offiziell zähle nur die urkundliche Ersterwähnung von 1196.

Erhältlich ist das Buch nur in der Stadtbücherei und im Stadtarchiv. Bestellungen sind möglich an stadtarchiv@stadt-gifhorn.de, dann aber zuzüglich 3 Euro Versandkosten.

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