Barwedel. Gefährliche Suche rund ums Vogelmoor: In der Nacht zu Mittwoch hielt ein Pilzsammler aus Jembke über viele Stunden rund 60 Einsatzkräfte auf Trab.

Ein 95-jähriger Pilzsammler hat in der Nacht zu Mittwoch insgesamt etwa 60 Einsatzkräfte der Feuerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes, des Malteser-Hilfsdienstes und der Johanniter-Unfall-Hilfe auf Trab gehalten. Die Polizei alarmierte laut Mitteilung um kurz nach 23 Uhr die Gruppen. Im Vorfeld schlug die Verwandtschaft des 95-Jährigen aus Jembke bei der Polizei Alarm, nachdem der Rentner sich nicht zur vereinbarten Zeit nach der geplanten Pilztour gemeldet hatte. Das Auto des Mannes wurde nach erster Suche durch die Polizei an einem Waldgebiet im Bereich Vogelmoor zwischen Barwedel und Ehra lokalisiert; vom Pilzsammler fehlte aber weiterhin jede Spur. Auch das Überfliegen des teilweise schwer zugänglichen und aufgrund von kaum sichtbaren Moorlöchern gefährlichen Gebietes mit einem Polizeihubschrauber brachte keinen Sucherfolg. Daher erfolgte kurz nach 23 Uhr der Alarm.

Nachdem die vor Ort eingetroffen und gebrieft waren, wurde parallel auf drei Suchtechniken gesetzt, um ein bestmögliches Durchkämmen des in insgesamt vier Sektoren aufgeteilten Suchgebietes zu ermöglichen, berichtet die Kreisfeuerwehr Gifhorn: Zum einen mit einer Menschenkette durch Feuerwehr, DRK und Polizei, zudem mit in Summe fünf Suchhunden von Polizei und der Arbeitsgemeinschaft Rettungshunde aus Braunschweig und Peine, zum dritten mit zwei Drohnen. Nach gut einer Stunde wurde zunächst eine Wärmesignatur nah an einem Wasserloch im Morast festgestellt, diese stellte sich allerdings als am Boden sitzender größerer Vogel heraus, also ging die Suche unvermindert weiter.

Über mehrere Stunden waren die Helfer rund ums Vogelmoor im Einsatz.
Über mehrere Stunden waren die Helfer rund ums Vogelmoor im Einsatz. © FMN | Kreisfeuerwehr Gifhorn

Nach drei Stunden Suche fanden die Einsatzkräfte den Vermissten

Wie gefährlich das Suchgebiet teilweise ist, wurde allen Einsatzkräften spätestens bewusst, als ein Helfer trotz enger Suchkette selbst hüfthoch im Morast versankt, aber sofort und unverletzt von den umliegenden Kameraden aus der Situation befreit werden konnte.

Die Einsatzkräfte hatten bis dahin bereits zwei, jeweils rund 250 Meter mal 250 Meter große Waldflächen engmaschig durchkämmt, als gegen zwei Uhr nachts erneut eine Wäremesignatur festgestellt wurde. Sofort wurden Einsatzkräfte des Malteser-Hilfsdienstes und der Feuerwehr zur Wärmesignatur im Wald gelotst – diesmal handelte es sich tatsächlich um den vermissten Jembker. Der leicht unterkühlte, aber ansprechbare Pilzsammler wurde zunächst durch Notfallsanitäter erstversorgt, bevor der geschwächte Jembker per Schaufeltrage aus dem unwegsamen Waldgebiet transportiert werden konnte.

60 Einsatzkräfte haben einen 95-Jährigen rund ums Vogelmoor im Kreis Gifhorn gesucht.
60 Einsatzkräfte haben einen 95-Jährigen rund ums Vogelmoor im Kreis Gifhorn gesucht. © FMN | Kreisfeuerwehr Gifhorn

Obwohl sich der Fundort des Pilzsammlers weniger als einen halben Kilometer entfernt von seinem abgestellten Fahrzeug und den Einsatzkräften befand, war es dem Mann nach ersten Erkenntnissen nicht möglich, sich bemerkbar zu machen. Eine Knieverletzung verhinderte ihn zudem am Zubewegen auf die Einsatzkräfte. Nach der Erstversorgung des Patienten durch den Malteser Hilfsdienst übernahm ein RTW des DRK den augenscheinlich nur leicht Verletzten und fuhr diesen zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus.

Für die Einsatzkräfte endete der nächtliche Einsatz gegen kurz vor 3 Uhr. Trotz der sehr kurzen Nacht wird dieser Einsatz den Ehrenamtlern sicher noch länger in Erinnerung bleiben, sagte Barwedels Ortsbrandmeister Kai Plankemann, der sich wie Gesamteinsatzleiterin Sabine Richter von der Polizei über den letztlich glimpflich verlaufenen Einsatz und den Sucherfolg freute.

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