Gifhorn. Das insolvente Pflegeheim ist gerettet. Die Bewohner profitieren von liebevollerer Pflege. Die Wolfsburger Unternehmerin schmiedet Zukunftspläne.

Bewohner und Beschäftigte des Pflegeheims des Gifhorner Notfunkdiensts sind noch einmal glimpflich aus der Insolvenz des Sozialunternehmens herausgekommen. Zum 1. Oktober übernimmt die Wolfsburger Pflegeunternehmerin Natalie Wagner-Cherlenyak die Einrichtung, wie der vorläufige Insolvenzverwalter Franc Zimmermann bestätigte. Mit dem Gifhorner Insolvenzrichter ist abgestimmt, dass am Sonntag das Verfahren eröffnet wird, so dass der Insolvenzverwalter die Verträge form- und fristgerecht unterzeichnen kann. Wagner-Cherlenyak betreibt in Wolfsburg erfolgreich den ambulanten Pflegedienst APD.

„Damit nähme eine furchtbare Angelegenheit trotz widriger Umstände ein Superende“, setzt Sanierungsexperte Zimmermann auf den endgültigen Abschluss. Viele Beteiligte hätten daran ihren Anteil, immer mit dem Ziel, die pflegebedürftigen Bewohner zu schonen und vor einer Zwangsverlegung zu bewahren. Ohnehin sei es stets Ziel eines Insolvenzverfahrens, das zahlungsunfähige Unternehmen zu erhalten, so der promovierte Jurist.

Gifhorner Heimaufsicht war schon wieder da

Beim Notfunkdienst hatten sich zuletzt finanzielle Probleme mit Pflegemängeln gepaart und zwar derart, dass der Landkreis nach sechs verheerend ausgefallenen Kontrollen des medizinischen Diensts und der Heimaufsicht seit 2022 eine Betriebsuntersagungsverfügung erlassen hatte, und das mitten in der Investorensuche im vorläufigen Insolvenzverfahren.

Verwalter Zimmermann zollte Investorin Wagner-Cherlenyak daher großen Respekt, die Krise als Chance begriffen zu haben: „Sie hatte durch die Mängelliste gleich einen Katalog für notwendige Verbesserungsansätze.“ Die setzte sie tatkräftig um, sodass 28 Bewohner gar nicht erst umziehen mussten, sondern in vertrauter Umgebung bleiben konnten. Auch den allergrößten Teil des Teams, 48 Mitarbeiter, hielt die neue Chefin bei der Stange. Eine unangekündigte Prüfung durch die Gifhorner Heimaufsicht dokumentierte in dieser Woche bereits zielführende Verbesserungen im Pflegealltag.

Dazu wurde eine neue Pflegedienstleitung eingesetzt, die Investorin selbst fungiert als deren Vertretung. Zudem würden erfahrene und eingespielte Fachkräfte aus Wolfsburg in das Gifhorner Team integriert.

Die Tagespflege kommt bald zurück, aber Aus für Hausnotruf

Die ab Oktober tätige Gesellschaft firmiert als Seniorenresidenz Gifhorn. Der seit 1978 eingeführte Name Notfunkdienst ist dann Geschichte. Das ursprüngliche Standbein Hausnotruf entfällt. Dafür will die neue Investorin den 2022 aufgegebenen Zweig einer Tages- und Verhinderungspflege im ehemaligen Landhaus Wiggers als Teil eines vollständigen Pflegekonzepts mit ambulanter und stationärer Versorgung bald wieder aktivieren. Sowohl die Wohnungsbaugenossenschaft GWG als Vermieter dieses Gebäudes als auch die Gebrüder Braun als Vermieter der anderen Pflegeobjekte hätten sich für den Neustart mit zeitweilig begrenzter Auslastung äußerst entgegenkommend gezeigt, lobe der vorläufige Insolvenzverwalter.