Vordorf. Die Eltern verfassen einen offenen Brief. Darum trifft der Personalmangel in Kindergärten und Krippen besonders das DRK.

Die Eltern in Vordorf sind in heller Aufregung: Weil mehrere Erzieherinnen Kündigungen eingereicht haben und die ganze Branche ohnehin schon unter Personalmangel leidet, drohe nun eine vorübergehende Schließung von Kita-Gruppen, schreiben sie in einem offenen Brief. Mütter, Väter, Gemeinde und das Rote Kreuz suchen nach Lösungen.

„Wenn man das Personal untertariflich bezahlt, darf man sich nicht wundern, wenn es geht“, sagt eine Mutter stellvertretend für die Elternschaft im Gespräch mit unserer Zeitung. Vier von acht Erzieherinnen aus Vordorf wollen gehen. Neben der Bezahlung seien aus Sicht der Eltern auch die Arbeitsbedingungen nicht gut: Hohe Arbeitsbelastung durch geringen Betreuungsschlüssel, keine Regenerationstage wie im Flächentarif vereinbart.

Situation eskaliert zum neuen Kindergartenjahr

Der Personalmangel habe in der Vergangenheit schon zu „deutlich reduzierten Betreuungszeiten“ und zu „vermehrten Schließtagen“ geführt, heißt es im veröffentlichten Brief. Darauf habe die berufstätige Elternschaft noch mit Urlaubs- und Fehltagen beim Arbeitgeber reagieren können.

Nun eskaliere die Situation jedoch: Der Hälfte der Einrichtungskinder drohten nun längere Gruppenschließungen – zwei Gruppen mit 25 und 18 Kindern. In einem Punkt würden aber wohl Eltern aller Gruppen Abstriche machen müssen: Auch die frühen und späten Sonderzeiten würden gestrichen. Sprich: statt Betreuungszeiten von 7 bis 15 Uhr öffneten sich die Kitatüren dann wohl nur noch zwischen 8 und 14 Uhr.

Das sei „in keiner Weise akzeptabel“, heißt es im offenen Brief. Denn in vielen Familien seien beide Elternteile berufstätig, sagt die Mutter. „Unsere Jobs zu reduzieren oder aufzugeben, ist keine Option.“ Manche Familie könne sich das gar nicht leisten, weil zum Beispiel für einen Hausbau Kredite abzuzahlen seien. Unter den Eltern sind eben nicht nur gut verdienende VW-Mitarbeiter.

Montag soll es einen Plan seitens des DRK geben

„Wir haben eine Arbeitsgruppe mit Eltern und dem DRK ins Leben gerufen, um eine einvernehmliche Lösung zu finden“, sagt Gemeindebürgermeister Frank Engeler. Kommenden Montag wolle das DRK bekanntgeben, wie sein Plan für die Zeit ab 8. August – also für das nächste Kindergartenjahr – lautet.

Engeler sagt, er könne verstehen, wenn die Eltern „komplett durchdrehen“: „Für manche bricht gegebenenfalls das zweite Einkommen weg.“ Es gebe wohl Arbeitgeber, die kaum zu Kompromissen bereit sind, wenn Eltern Stunden reduzieren wollen, um für die Kinder zu Hause zu bleiben. Wenn man zusammen mit dem DRK keine Lösung findet, „laufen wir sehenden Auges in die Krise“.

Das DRK will keine Gruppen schließen

Am Freitag kam die Stellungnahme des Kreisverbands: „Die personelle Situation ist in nahezu allen Kindertagesstätten angespannt“ – Vordorf sei also keine Ausnahme, sondern eher die Regel – auch bei anderen Trägern.

Das DRK habe zusammen mit Rat und Politik intensiv nach Lösungen gesucht, um den Betrieb in der Kita aufrecht zu erhalten. In der Tat sollen den Eltern am Montag Maßnahmen vorgestellt werden. Dabei betont das DRK: „Schließungen einzelner Gruppen sind mit heutigem Stand nicht Bestandteil des Maßnahmenplans.“ Gleichzeitig zitiert das DRK aus dem Landes-Kita-Gesetz, nach dem bei schlechter Arbeitsmarktlage statt zwei pädagogische Fachkräfte pro Gruppe auch eine Fachkraft und eine Assistenzkraft eingesetzt werden können. Kürzungen bei Früh- und Spätdienst seien „leider unumgänglich“.

Die offenen Stellen sollen wiederbesetzt werden. Der Kreisverband ist gerade dabei, mit der Gewerkschaft Verdi den Haustarifvertrag neu zu verhandeln, der zum 31. März ausgelaufen war. „Der neue Vertrag wird sich an dem aktuellen TVöD-Abschluss orientieren und beinhaltet zukünftig … auch die Regenerationstage und die Entgeltentwicklungen.“

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