Gamsen. Die Ermittlungen zur Brandursache gestalten sich schwierig. Auch ein externer Gutachter soll helfen.

Bei dem Brand des Aldi-Markts in Gifhorn-Gamsen sind am Sonntagnachmittag zwei Millionen Euro Sachschaden entstanden. Die Gifhorner Polizei geht der Brandursache seit Dienstag intensiv auf den Grund. Doch in dem Chaos auf der Brandstelle gleichen die Ermittlungen der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Laut Polizeisprecherin Marie-Charlott Seffer liegt noch eine intensive Woche vor den Brandschutzermittlern des Fachkommissariats.

Am Dienstag kam nicht nur ein externer Gutachter mit in die abgesperrte Supermarkt-Ruine. Auch ein speziell ausgebildeter Spürhund sollte seine feine Nase gezielt in den nach wie vor lastenden Brandgeruch halten, um Hinweise auf mögliche Auslöser des Flammeninfernos zu identifizieren.

Derweil bittet die Polizei neugierige Gaffer, Abstand zu halten. Zwar ist der Brandort eingezäunt und von einem Sicherheitsdienst bewacht und der Betrieb im Einkaufszentrum nebenan läuft normal weiter. Doch dichter als unbedingt nötig sollte man dem undurchdringlichen Schutthaufen schon im eigenen Interesse nicht kommen.

Am Montagvormittag hatte ein Abbruchunternehmen aus Lehrte die Brandruine eingezäunt. Damit ist auch die eilends ausgehobene Grube gesichert, über die die Feuerwehr die Hauptstromversorgung zum brennenden Gebäude kappen lassen konnte. Vor Ort sah ein Experte der Unteren Wasserbehörde der Kreisverwaltung nach dem Rechten. Er gab bald Entwarnung. „Keine Auffälligkeiten. Ein Großteil des Löschwassers ist einfach verdampft“, berichtete Kreis-Sprecherin Friederike Herlemann auf Anfrage.

Betrieb im Einkaufszentrum läuft normal

Der Betrieb im Gamsener Einkaufszentrum Hamburger Straße lief ansonsten praktisch unbeeinträchtigt. Die Filialen des Tierbedarfshändlers Fressnapf und der Heimausstatters Hammer öffneten ebenso zu den üblichen Zeiten wie der Discounter Netto neben an gleich um 7 Uhr. Dessen dicht an Aldi angrenzendes Gebäude hatte die Feuerwehr gegen die Flammen abgeschirmt. Das Gebäude erwies sich auch als rauchdicht, so dass die Lebensmittelvorräte unbeschadet blieben.

Einzig die Filiale des Bäckers Leifert wartete mit der Öffnung bis gegen 9.30 Uhr. Geschäftsführer Nils Leifert hatte am Brandabend noch die Info erhalten, Netto bleibe wohl geschlossen, und hatte zunächst ohne die Verkaufsstelle im Foyer geplant. Doch als Netto öffnete, war klar, dass auch die Bäckerei freie Bahn hatte. Der Chef selbst packte beim Liefern und Einräumen an. „Nur die Leuchtreklame ist beschädigt. Aber das lässt sich wohl mit der Versicherung klären“, sagte Leifert.

Aldi-Brand in Gifhorn-Gamsen

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    Der Brand des Aldi-Marktes in Gamsen hatte seit Sonntagnachmittag mehr als zehn Dutzend Feuerwehrkräfte in Atem gehalten, die bis in den späten Abend beschäftigt waren, da immer wieder Glutnester aufflammten. Außerdem sei es immer wieder zur Störung durch Schaulustige gekommen. Der Brandort ist für viele Gifhorner mit Erinnerungen verbunden: War doch vor 19 Jahren auf dem direkten Nachbargrundstück die beliebte Diskothek Bierdorf abgebrannt. Sie wurde nie wieder aufgebaut.

    2004 brannte direkt nebenan das Bierdorf ab

    Am Sonntagnachmittag gegen 16 Uhr wurde die Feuerwehr Gifhorn nach Gamsen alarmiert. Der brennende Aldi-Markt war bereits auf der Anfahrt durch die riesige Rauchwolke an der Hamburger Straße zu erkennen. Die Feuerwehr hatte aufgrund des Rauches eine Warnung an die Bevölkerung in Gifhorn Gamsen herausgegeben. Fenster sollen geschlossen bleiben und die Lüftung abgestellt werden. Zudem wurden ortskundige Autofahrer gebeten, das Gebiet weiträumig zu umfahren.

    Die Katastrophen-Warnapps zeigten die durch Rauch belasteten Ortsteile exakt an. Hier sollten Fenster geschlossen und Lüftungen abgestellt werden.
    Die Katastrophen-Warnapps zeigten die durch Rauch belasteten Ortsteile exakt an. Hier sollten Fenster geschlossen und Lüftungen abgestellt werden. © Privat

    Die eingesetzten Warn-Apps Nina und Katwarn, oft als unzuverlässig gescholten, funktionierten. Die am stärksten belasteten Gebiete wurden detailliert mit Karte angezeigt – stechender Brandgeruch lag aber weit darüber hinaus in der Luft, wahrnehmbar bis in die BGS-Siedlung und Neubokel.

    Bürgermeister Nerlich: Für den Ernstfall gewappnet

    Gamsens Vize Ortsbrandmeister Torsten Günther ließ umgehend einen Stadtalarm auslösen, um weitere Feuerwehrkräfte am Einsatzort zu haben. Die Einsatzleitung übernahm kurz darauf Stadtbrandmeister Matthias Küllmer. Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich lobte die insgesamt 190 freiwilligen und hauptamtlichen Helfer und sprach von einem Härtetest: „Dass die Ortsfeuerwehren in einer solchen Stärke Präsenz zeigten, hat mich sehr beeindruckt. Auch das Zusammenspiel der verschiedenen Akteure fand ich absolut bemerkenswert. Es waren ja nicht nur die Ortsfeuerwehren im Einsatz, sondern auch das Rote Kreuz, das Wasserwerk, die LSW, die Polizei und auch die Mitarbeiter von Aldi und Netto waren sofort zur Stelle. Jeder wusste, was zu tun war. Jeder in diesem großen Kreis von Helfenden hat mit seinem Handeln dazu beigetragen, dass eins ins andere greifen konnte. Dieser hat mir gezeigt, dass unsere Leute top vorbereitet sind und dafür möchte ich allen von Herzen danken. Bei allem Bedauern über den Brand ist es gutes Gefühl zu wissen, dass wir für den Ernstfall gewappnet sind.“

    Die Eingangsfront des Aldi-Markts ist eingestürzt

    Beim Eintreffen der Feuerwehren Gamsen und Kästorf brannte es augenscheinlich erst im hinteren Bereich der Warenannahme, wo sich das Lager und die Kühlaggregate befinden. Innerhalb von wenigen Minuten fraß sich das Feuer zur Eingangsfront und brachte den Bereich zum Einsturz. Das Dach des Marktes ist eine Holzkonstruktion. Alle Feuerwehrleute die dicht am Brandherd und auf der Drehleiter waren trugen einen Atemschutz.

    Bis zu 3000 Liter Wasser pro Minute gegen das Feuer

    Die Feuerwehrleute sicherten erst den daneben liegenden Netto Einkaufsmarkt um eine Brandausbreitung zu verhindern. Obwohl ein Hydrant nur wenige Meter vom Markt entfernt stand, stellte sich die Löschwasserversorgung als schwierig heraus. Zur Verstärkung wurde eine weitere Leitung von der Hamburger Straße gelegt und ein Pendelverkehr mit den Tanklöschfahrzeugen eingerichtet. Zeitweilig ließ die Feuerwehr 3000 Liter Wasser pro Minute auf die lodernden Flammen niedergehen.

    Nicht nur die Rauchentwicklung machte den Einsatzkräften zu schaffen. Sondern auch die extreme Hitze durch die Sonne, teilte die Feuerwehr am späten Abend mit. Bei knapp 30 Grad Celsius im Schatten kam es unter den Einsatzkräften zu einer Dehydrierung. Der Feuerwehrmann konnte nach kurzer Versorgung durch den Rettungsdienst den Einsatz fortsetzen. Im späteren Verlauf wurde ein Bagger von einer Privatfirma eingesetzt,um teile des Gebäudes abzutragen, heißt es in einer Pressemitteilung der Feuerwehr Gifhorn weiter. Dies war notwendig um an weitere Glutnester im Inneren des Gebäudes zu kommen.

    Schaden in Millionenhöhe – Schaulustige stören die Einsatzkräfte

    Auch Kreisbrandmeister Jens Diekmann machte sich ein Bild des Großbrandes. Zur Sicherheit der Feuerwehrleute war ein Rettungswagen sofort am Ort, später noch die SEG mit einem Wagen. Ein Feuerwehrmann musste kurz von den Kräften behandelt werden. Insgesamt waren 135 Feuerwehrleute der fünf Ortsfeuerwehren der Stadt am Ort, mehrere Streifen der Polizei, der Rettungsdienst mit mehren RTWs und einem Notarzteinsatzfahrzeug, die SEG mit dem Organisatorischen Leiter Rettungsdienst des DRK Gifhorn, der Stromversorger LSW, der Wasserverband Gifhorn sowie eine private Baufirma. Der Schaden soll nach erster Einschätzung in Millionenhöhe liegen.

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