Isenbüttel. Taucher, Fließwasserschwimmer und Stand-up-Paddler sind im Kreis Gifhorn im Einsatz. Darum müssen Rettungsboote auf den Mittellandkanal ausweichen.

Ein Frühsommer-Samstag am Tankumsee. Noch nichts los – aber Sicherheitsstufe rot. Über den Strand verteilt, üben die Wasserwachten des Roten Kreuzes Niedersachsen. 50 Frauen und Männer machen sich fit für den Ernstfall. Wer jetzt beim Schwimmen unterginge oder mit dem Segelboot kenterte, bliebe auf keinen Fall ungerettet.

Die ehrenamtliche Wasserwacht Gifhorn mit ihren fast 30 Mitgliedern richtete das Landestreffen der fünf Standorte am Wochenende turnusmäßig aus. Kameradschaft, Fortbildung, Prüfungen, all das steht auf dem Programm. Auf dem Tankumsee-Zeltplatz standen die Mannschaftszelte. Freitagabend schmissen die Retter den Grill an und ließen es sich gutgehen, berichtet Roland Bonk, der Fachbeauftragte für die Wasserwacht des Landesverbands Niedersachsen mit 300 Mitgliedern plus Jugendgruppen.

Die ersten drei Helfer hatten auch schon was zu feiern. Das Rote Kreuz begrüßte drei frisch gebackene Boots-Ausbilder, die nach einem Jahr Vorbereitung ihre Prüfung ablegten. Am Samstag nahmen sie ihrerseits einen Prüfling für den Bootsführerschein unter die Lupe. Davon allerdings war am Tankumsee nichts zu sehen.

Landkreis verbietet Einsatz von Rettungsbooten auf Tankumsee

Die Rettungsboote hatten ihren Übungsbetrieb an die Slipanlage der Feuerwehr am Mittellandkanal bei Abbesbüttel verlagert, berichtete Gifhorns stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter Axel Kowalewski einigermaßen konsterniert. Die untere Wasserbehörde der Kreisverwaltung hatte den Einsatz der Boote auf dem Tankumsee verboten. „Selbst Elektroboote dürfen nicht fahren“, sagte Kowalewski. Dass die DLRG auf dem Tankumsee fahren dürfe, liege daran, dass das Boot formell dem Kreis gehöre.

Die Rettungstaucher durften immerhin ins Wasser. Sie absolvierten ihre jährliche Fortbildung. Ein anstrengender Einsatz auf der Suche nach einer Bleitasche. Robben sie doch praktisch ohne Sicht auf dem Gewässerboden entlang und tasten die Oberfläche ab. Geführt werden sie von einer Signalperson an einer Leine. Das geht vom Ufer aus – ohne Boot – etwa 35 Meter weit in den See hinaus. Nach 20 Minuten müssen die Taucher an die Oberfläche, so anstrengend ist der Einsatz in der Tiefe. Stets wartet ein einsatzbereiter Sicherungstaucher am Ufer.

Kreisbereitschaftsleiter Horst Kraemer erzählt, dass die Wasserwacht Gifhorn die Taucheinsätze mit Technik noch effizienter macht: mit Sonar und einer Unterwasser-Bilddrohne. Mit dem Sonar wird der Gewässergrund gescannt. Zu auffälligen Punkten taucht die ferngesteuerte Drohne mit zwei starken Scheinwerfern und Kamera hinab. Ist das Suchobjekt oder womöglich eine vermisste Person identifiziert, folgt ihr der Rettungstaucher an der Führungsleine bis zum Fundort. Fünf Helfer fuchsen sich gerade in die Technik ein.

Rettung per Stand-up-Paddleboard? Selbst Reanimation ist möglich

Rettungsschwimmer und Fließwasserschwimmer tummeln sich ebenfalls im See. Und Stand-up-Paddler. Das ist keine Spielerei, betont Fachbeauftragter Bonk. „Die Boards sind wichtige Hilfsmittel und oft schneller im Einsatz als ein Rettungsboot. Geübte Retter holten Opfer aus dem Wasser auf das Brett, um sie an Ufer zu bringen. Mittlerweile sei sogar eine Reanimation auf dem Board möglich, während ein zweiter Helfer das Brett ans Ufer bugsiere. Bonk: „Das zweite Brett bleibt dann einfach draußen. Das kann man später immer noch holen.“

Die Gifhorner Wasserwacht hätte dann noch Luftrettung im Portfolio. Die Hubschrauber blieben dieses Wochenende allerdings im Hangar.

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