Gifhorn. Traurige Bilanz: 2022 gab es mehr Verkehrstote auf Gifhorns Straßen, mehr Alkohol-Unfälle sowie mit E-Bikes und E-Scootern. Das sagt die Polizei dazu.

Mehr tödliche Unfälle, mehr Unfälle unter Alkoholeinfluss, mehr Unfälle mit Fahrrad- und Motorradfahrern – die Verkehrsunfallstatistik 2022 der Polizeiinspektion Gifhorn bietet eine ganze Reihe trauriger Entwicklungen. Hauptkommissar Stefan Heinemann und Oliver Meyer, Leiter der Polizeiinspektion Gifhorn, stellten die Unfallbilanz am Montag vor und sagten übereinstimmend: Die Corona-Pandemie ist vorbei, die Mobilität hat wieder zugenommen und damit „leider auch das Unfallgeschehen“.

Mehr als 4000 Unfälle im Landkreis Gifhorn und 100 Schwerverletzte

In Zahlen heißt das: 4031 Unfälle gab es im vergangenen Jahr im Landkreis Gifhorn, knapp 200 mehr als im Vorjahr. Im Zehn-Jahres-Schnitt allerdings rangiert das Unfallgeschehen an vorvorletzter Stelle, gleich hinter den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021. 2019 gab es kreisweit 4789 Unfälle.

Deutlich gestiegen ist die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle. 13 Menschen starben im vergangenen Jahr auf den Straßen im Landkreis. „Jeder Getötete ist einer zu viel“, sagte Meyer, der die Entwicklung bedauerte. Im Jahr zuvor gab es lediglich fünf Unfalltote. Heinemann sprach von tragischen Unfällen. Zwei davon betrafen Senioren auf einem Pedelec beziehungsweise E-Bike. So fuhr ein 69-Jähriger am Elbeseitenkanal in eine Schranke, in Rühen geriet ein 80-Jähriger unter den Anhänger eines Lkw. Beide waren ohne Schutzhelm unterwegs. Besonders tragisch war auch der Tod eines Motorradfahrers bei Weyhausen, der in die Schranke der wegen Krötenwanderung gesperrten Straße fuhr. Die Beleuchtung der Schranke war defekt. Ein Unfallschwerpunkt bleibt die B 4: ein tödlicher Unfall in Rötgesbüttel, einer in Ausbüttel, einer bei Oesingen und einer bei Sprakensehl. Auffällig in der Unfallstatistik ist der mit 46 Prozent vergleichsweise hohe Anteil älterer Menschen, die nach einem Verkehrsunfall gestorben sind. Außerdem verzeichnete die Polizei 100 Schwerverletzte und 602 Leichtverletzte.

Geradezu sprunghaft gestiegen sind die Unfälle mit E-Bikes und Pedelecs, deren Zahl sich bei den Leichtverletzten von 14 auf 26 Unfälle fast verdoppelt hat und bei den Schwerverletzten von 1 auf 5 verfünffacht hat. Dazu kommen die zwei toten Radfahrer. Polizeichef Meyer und Heinemann erinnerten an den Pedelecs-Boom während der Corona-Pandemie. Die Unfallzahlen seien eine traurige Folge davon. Sie verweisen auf Angebote wie „Fit fürs Pedelec“, die vom Polizei-Präventions-Team um Hans-Heinrich Kubsch organisiert werden.

Ähnlich sieht die Entwicklung bei E-Scooter-Fahrerinnen und -Fahrern aus. Gab es 2020 gerade mal zwei Unfälle, waren es im vergangenen Jahr sieben. Kontrolliert hat die Polizei bei ihnen auch den Alkohol- und Drogenkonsum. Beides steigt: 20 Fahrten unter Alkoholeinfluss wurden registriert und sogar 27 unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln.

Unfälle mit Motorradfahrern gab es im vergangenen Jahr 41, zwei endeten tödlich, bei acht Unfällen wurden Fahrerin oder Fahrer schwer verletzt.

Apropos Alkohol: 171 Fahrerinnen und Fahrer waren unter Alkoholeinfluss unterwegs, Tendenz steigend. Trauriger Spitzenreiter war eine 50 Jahre alte Frau mit 3,35 Promille. Bei 75 Unfällen spielte Alkohol eine Rolle. Dieser Wert gehört im 10-Jahresvergleich zu den höchsten. Damit liegt Gifhorn im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Braunschweig auf dem vorletzten Platz. noch mehr gab es nur im Landkreis Gioslar. Bei fünf Unfällen wurde bei Beteiligten Betäubungsmittelgenuss festgestellt.

Deutlich gestiegen ist 2022 die Zahl der Unfallfluchten: von 596 auf 745. 339 Fälle konnte die Polizei klären und den Verursacher ermitteln.

Weniger Wildunfälle im Landkreis Gifhorn

Bleiben die wenigen positiven Entwicklungen: Es gab 2022 deutlich weniger Unfälle mit Wild (1217). Das sind rund 400 weniger als 2019. Auch die Zahl der Baumunfälle ist gesunken: 58-mal krachte ein Auto gegen einen Baum.

Zu den häufigsten Unfallursachen zählt die Polizei neben nicht angepasster Geschwindigkeit vor allem Unaufmerksamkeit und Ablenkung. Dazu gehören das Tippen mit dem Smartphone, aber auch die festinstallierten Multimediageräte. „Ein ganz großes Thema“, so Meyer.

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