Wesendorf. Grundstückskäufer in Wesendorf müssen mit dem Hausbau auf die fertige Erschließung warten. Warum das ab jetzt noch einmal bis zu 14 Monate sind.

47 private Grundstückseigentümer im neuen Wesendorfer Baugebiet Residenz auf dem ehemaligen Kasernengelände schöpfen Hoffnung: Die Arbeiten für die unabdingbaren Versorgungsleitungen für Strom, Wasser und Gas haben diese Woche mit dem symbolischen Spatenstich begonnen. Ohne die nachgewiesene Erschließung bekommen sie keine Baugenehmigung. Und selbst wenn: Gebaute Häuser wären ohne Infrastruktur praktisch unbewohnbar.

Der Baustart ist allerdings nur ein kleiner Trost für die betroffenen Familien: Vor Frühjahr 2024 dürften die umfangreichen Erd- und Anschlussarbeiten für vier Millionen Euro kaum abgeschlossen sein. Diese Erwartung hatte Wesendorfs Bürgermeister Holger Schulz Ende 2022 geäußert. Vier Monate später sind zumindest Planung und Auftragsvergabe für die Versorgungsleitungen unter Dach und Fach. Selbst Gifhorns Landrat Tobias Heilmann feierte aus diesem Anlass mit.

Gelungene Umnutzung: Bestehende Infrastruktur nutzen

Investor Denis Lavrovs Assistentin Lilli Sterz spricht mittlerweile von einer Fertigstellung im Juni 2024 und hofft darauf, dass der Grundstücksverkauf der knapp 70 verbliebenen Parzellen nun wieder anspringt. Doch auch sie sieht die Erschwernisse seit Gültigkeit des Bebauungsplans Ende 2021: „Mittlerweile hohe Zinsen und immens gestiegene Baukosten.“ Ob und wann Bauabschnitte mit vorab erstellten Anschlüssen zu bilden seien, „das wird sich mit Ausführung der Bauarbeiten konkretisieren“, formuliert Sterz eine noch vage Hoffnung.

Doch die Beteiligten richten den Blick nach vorn: Bürgermeister Schulz lobte die Wohnbebauung als Teil der gelungenen Umnutzung des 2007 aufgelassenen Kasernengeländes. Wenngleich manch Wesendorfer das enorme Wachstum als zu schnell kritisiere, sei die Anbindung durch einen neuen Kreisverkehr und die verlängerte Ortsdurchfahrt schon einmal gelungen. Und: „Wir können das Gelände doch nicht brach liegen lassen.“ Investor Lavrovs ursprüngliche Idee für einen Jugendcampus habe sich zudem nicht umsetzen lassen.

Als vorteilhaft wertete Schulz zudem, dass vorhandene Infrastruktur aus der Kasernenzeit zumindest teilweise weiter genutzt werden könne. Vor allem Straßen. Zudem werden sechs Bestandsgebäude aus der Bundeswehrzeit zu Wohnungen umgebaut. Insgesamt plant Investor Lavrov 260 Mietwohnungen in den nächsten fünf Jahren. Erste Wohnungen für altengerechtes Wohnen seien bereits fertiggestellt.

Die Idee, auch vorhandene Wasserleitungen weiter zu nutzen, verwarf der zuständige Wasserverband Sterz zufolge im Planungsprozess – offenbar mit ein Grund für die Dauer des Verfahrens.

Nunmehr entstehen 880 Meter öffentliche Fahrbahn, die von der Gemeinde übernommen werden, sowie 250 Meter neue Privatstraßen. Das Strabag-Team um Michael Thiesing verlegt 1750 Meter Schmutzwasserkanäle samt Pumpwerk, fast 2400 Meter Trinkwasserleitungen und ja, ungeachtet der Energiedebatte auch mehr als 3000 Meter neue Gasleitungen.

Im Elektrobereich sind 10.000 Meter Stromkabel vorgesehen, weitere 4350 Meter Leitungen für Laternen sowie 5500 Meter Mikrorohr für Breitbandleitungen, also Glasfaser.

Hunderte neue Bürger: Genug Platz in Kitas und Schulen?

Auf den 115 vermarktbaren Grundstücken von 500 bis 1400 Quadratmetern Fläche können Ein- und Zweifamilienhäuser entstehen. Die erwarteten Neubürger stellen auch die Kommune vor Herausforderungen. Der Investor hat für einen Kindergarten ein Grundstück reserviert. Aktuell werde die Kinderbetreuung aber „eher anderswo“ stattfinden, äußerte Bürgermeister Schulz.

Was es – teilweise als Nachlass der Bundeswehr – auf dem Residenz-Gelände bereits gibt: Sporthalle mit Fitnessraum, Restaurant, Veranstaltungsräume, Kino und Hostel.

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