Meinersen. Darum drohen auch die neuen Flexo-Busse des Regionalverbands den gefragten Linien des Bürgerbusses in die Quere zu kommen.

Ist der Zug für die Bürgerbus-Idee im Kreis Gifhorn abgefahren? Der Verein Bürgerbus Isenhagener Land im Nordkreis hat sein Fahrzeug vergangene Woche verkauft. Der Verein Samtgemeinde Meinersen stellt den Linienbetrieb aller Voraussicht nach Ende des Jahres ein.

Vorsitzender Rainer Rinke bestätigte auf Anfrage, was im Samtgemeinderat schon anklang. Das ehrenamtliche Nahverkehrsangebot, das Lücken im Busnetz zwischen den Dörfern auffüllen sollte, kommt unter die Räder. Sechs Jahre nach der Jungfernfahrt des Meinersener Busses im Oktober 2017 ist gewissermaßen das Bessere des Guten Feind.

Konkret: Hauptamtlich betriebene Flexo-Busse aus dem Fuhrpark des Regionalverbands fahren dem Vereins-Vehikel auf und davon in Sachen Verfügbarkeit und Flexibilität. Zudem fürchtet Bürgerbus-Chef Rinke rote Zahlen im Vereinsbudget, sobald im Mai das 49-Euro-Ticket startet.

Bürgerbus kriegt nur Geld aus Einzelfahrscheinen

Muss der Verein einen Teil seiner Kosten doch durch Fahrschein-Verkäufe decken. Behalten darf er allerdings nur Einnahmen aus Einzelfahrscheinen, während das neue, hoch subventionierte Monatsabo als Fahrschein akzeptiert werden müsste. Bereits mit dem 9-Euro-Ticket hat der Bürgerbus schon so seine Erfahrungen gemacht, berichtet Rinke.

Dabei hat sich der Bürgerbus auf den ganz offiziellen Linien BB 40 und BB 41 bei werktäglich zehn Stunden Einsatzzeit bestens etabliert. Fast 2500 Fahrgäste fuhren die 22 ehrenamtlichen Fahrer 2022 auf der Ost-West-Achse zwischen Hillerse und Müden durch die Samtgemeinde. Eine echte Marktlücke, so Rinke. Sind die Busse der Verkehrsgesellschaft VLG und ihrer privaten Auftragnehmer doch stark auf die Verbindungen von und nach Gifhorn sowie auf den Schülertransport abgestimmt.

Helfen sollten beantragte Zuschüsse von jeweils 5000 Euro von Landkreis Gifhorn und Regionalverband. Doch die bekam der Verein nicht bewilligt, so Rinke. Die Behörden wollen sich auf Anfrage vom Montag am Donnerstag äußern.

Doch ins finanzielle Risiko will der Verein nicht gehen – am Ende haftet der Vorstand. „Wir gehen am Limit“, mahnt Rinke. Gerade noch 1200 Euro seien auf dem Vereinskonto. Der Bus mit 330.000 Kilometern Fahrleistung sei gerade erst für 4600 Euro repariert worden. Diesel kostet 50 Euro am Tag. Und 12 Fahrer hätten für 200 Euro pro Person ihren Personenbeförderungsschein erneuert einschließlich ärztlicher Untersuchung. Rinke: „Da hat der Vorstand beschlossen, den Fahrbetrieb einzustellen.“

Neuer Bus nach sieben Jahren? Ein finanzielles Abenteuer

Noch gebe es Optionen. Doch der Aufwand für die Ehrenamtler sei über den reinen Fahrbetrieb hinaus immens, gibt Rinke zu bedenken. Organisation, Fahrdienstplanung, Ausfälle managen, Geld einwerben.

Wollte der Verein den Betrieb fortsetzen, bräuchte er zudem bald einen neuen Bus. Größtenteils mit Fördergeldern zu bezahlen, wäre das wohl machbar, sagt Rinke. Das große Aber: Sollte der Wagen dann nicht sieben Jahre im Einsatz sein, müsse der Verein pro Jahr ein Siebtel zurückzahlen. Nach zwei Jahren also beispielsweise noch gut 70 Prozent. „Das Geld bringt der Bus aber nicht am Gebrauchtmarkt.“

Eine Lösung könnte es Rinke zufolge sein, Organisation und Risiko bei der Samtgemeinde anzusiedeln, die ehrenamtliche Fahrer einsetze. Die Kommune hat sich dazu aber noch nicht geäußert. Und was man aus Wahrenholz so hört, wo Bürgermeister Herbert Pieper zugleich Vereinschef war, ist das alles nicht so einfach. Nicht umsonst ging der Bus zum Schätzpreis an einen Verwerter, noch bevor sich ein anderer Bürgerbusverein vergeblich dafür interessierte.

Rinke ahnt, dass er ohnehin selbst ohne Fahrbetrieb noch ein Jahr am Steuer bleiben müsste: So lange dauere die Abwicklung des Vereins – „einschließlich Steuererklärung“.

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