Gifhorn. Das Handwerk pocht weiter auf Meisterpflicht. Ob alle Radfahrer Werkstattservice bekommen, wird sich zeigen. Die Kammer nennt Betriebe bis Cuxhaven.

Die Gifhorner Wirtschaftsförderung hat sich in die Diskussion um das Reparaturverbot für mehrere Fahrrad-Fachhändler in Gifhorn eingeschaltet. Auf Einladung von Wirtschaftsförderer Martin Ohlendorf besuchte der Rechts-Abteilungsleiter der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, Sören Jahnke, die betroffenen Betriebe. Ihnen hatte die Kammer nach Hinweis eines Konkurrenten untersagt, mangels Werkstattmeister Reparaturen an Kundenfahrrädern auszuführen, die nicht aus dem Sortiment des Händlers stammen.

Jahnke hatte die Position der Kammer bekräftigt, wonach die Meisterpflicht gesetzlich geregelt sei. Ohlendorf sprach von „absolut korrekten und netten Gesprächen“.

Gazelle-Fahrradhändler Benjamin Krenzke, der das Reparaturverbot öffentlich gemacht hatte, zeigt sich nicht vollends überzeugt, denn eine Lösung sei die Kammer schuldig geblieben. Fakt sei: Überhaupt nur zehn Prozent der Fahrradwerkstätten hätten einen Zweirad-Mechanikermeister. Die nächste Meisterschule des Gewerks befinde sich in Münster.

Alt-Meister bieten Unterstützung an

Krenzke berichtete zudem, welchen Wirbel sein Hilferuf ausgelöst habe: „Wir hatten unglaublich viele Anrufe besorgter Kunden.“ Auch Politiker hätten sich bei ihm nach dem Sachverhalt aus der betrieblichen Praxis erkundig, darunter ein Bundestagsabgeordneter, der die Gesetzeslage überprüfen wollte. Krenzke: „Was mich besonders gefreut hat, waren Angebote von Rentnern, uns als Meister zu unterstützen.“

Doch Gazelle komme klar. Spätestens mit der für April geplanten Eröffnung des Focus-Markenshops für Sportfahrräder und Mountainbikes im ehemaligen Fielmann-Geschäft schräg gegenüber werde man die personell aufgestockte Werkstatt mit Service- und Wartungsarbeiten an Rädern aus eigenem Verkauf auslasten können, erwartete Krenzke. Was allerdings Kunden mit Fremdfahrrädern wenig hilft – für sie endet die Verkehrswende mit dem ersten platten Reifen oder einer abgefahrenen Felgenbremse.

Ihnen macht Sprecherin Sandra Jutsch von der Handwerkskammer etwas Mut. Auf Anfrage teilte sie mit: „Wir haben in allen Fällen in der Stadt Gifhorn, wie von uns angestrebt, eine positive Lösung gefunden: Bei zwei Betrieben ist die Anzahl der durchgeführten Reparaturen so gering, dass alles so weiterlaufen kann wie bisher. Ein weiterer Betrieb hat eine Ausnahmebewilligung erhalten und kann damit ebenfalls weiterhin Fahrräder reparieren.“

Wo sind denn nun die Meisterbetriebe?

Rund um Gifhorn gebe es zudem im Landkreis sowie in den Städten Braunschweig und Wolfsburg „insgesamt 26 bei uns eingetragene Zweiradmechanikerwerkstätten“. Im Kammerbezirk seien es 127. Der erstreckt sich allerdings dem Namen der Kammer gemäß über 20.600 Quadratkilometer von Cuxhaven bis Goslar und von Osterholz-Scharmbeck bis Lüchow-Dannenberg. Mit dem Fahrrad vielleicht etwas weit weg.

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