Gifhorn. Das sagt das Unternehmen zu den Forderungen von Betriebsrat und IG Metall zur Zukunftssicherung.

Nach der Kritik von Betriebsrat und IG Metall an der Entwicklung bei HCL Technologies in Gifhorn äußert sich auf Anfrage der indische Konzern zur Zukunft des früheren Familienunternehmens Hönigsberg & Düvel.

Über eine Münchener Kommunikationsagentur lässt das Management ausrichten: „HCLTech hat erhebliche Investitionen in Deutschland getätigt, darunter auch in Gifhorn. Wir sind weiterhin entschlossen, unsere Präsenz in Deutschland auszubauen und werden auch weiterhin zusätzliche Investitionen tätigen. Unsere Präsenz in Gifhorn ist auf die Marktnachfrage ausgerichtet. Wir engagieren uns aktiv für die Mitarbeiter an diesem Standort, einschließlich des Betriebsrats.“

Genau dieses Engagement hatten die Arbeitnehmervertretere angemahnt, denn beim früheren Gifhorner Vorzeigeunternehmen Hönigsberg & Düvel rumort es. 2018 vom indischen Megakonzern HCL übernommen, wollen sich die Unternehmenskulturen bis heute nicht richtig fügen.

Nun warnt der Betriebsrat zusammen mit der IG Metall, dass der Gifhorner Entwicklungsdienstleister auf die schiefe Bahn gerät. Dabei ist HCL ein Platzhirsch in der IT-Branche. 11,5 Milliarden US-Dollar (umgerechnet rund 10,7 Milliarden Euro) setzte der Konzern mit Sitz im indischen Noida 2022 mit 209.000 Beschäftigten weltweit um.

Projekte scheitern an fehlendem Personal

Doch warum hakt es in Gifhorn? Betriebsratschef Sascha Etzrodt (45) berichtet: HCL Nord, also das einstige H&D, wurde erst vor zwei Jahren offiziell integriert. Praktisch befinde man sich noch immer im Integrationsprozess. Einen verantwortlichen Manager gebe es in Gifhorn gar nicht mehr.

Zudem habe es beim Personal einen Aderlass gegeben, schildert Etzrodt. Die Belegschaft sei von 800 zum Zeitpunkt der Übernahme auf jetzt unter 600 geschrumpft, weil Kollegen freiwillig gegangen seien. Das mache es immer schwieriger, genug qualifizierte Köpfe für Projekte zusammenzubekommen.

HCL Gifhorn arbeitet nach Darstellung des Betriebsrats zu mehr als 90 Prozent direkt und indirekt für Volkswagen, kümmert sich um Servicedienstleistungen, IT-Entwicklung, und Softwareanwendung.

Ein „Stammprojekt“ ist laut Betriebsratsmitglied Patrick Kohl (38) die direkte Wartung von Rechnersystemen in der Fertigung von VW. Aber den Auftrag werde HCL zum Jahresende verlieren.

Die Bezahlung bleibt hinter dem Tarif zurück

Hauptgrund für die massive Fluktuation ist aus Kohls Sicht: „ Es gab nie so richtig Gehaltsanpassungen.“ HCL ist tariflos. „IT-Fachkräfte verdienen hier etwas oberhalb des Mindestlohns.“ Dabei gehe es beispielsweise um Berater, die technische Unterstützung am Telefon leisteten.

Neueinstellungen gebe es sporadisch, so Betriebsratschef Etzrodt. Doch habe man kaum qualifizierten IT-Nachwuchs gewinnen können. „Aber da wurde plötzlich besser gezahlt wegen des Drucks.“

Die Belegschaftsvertreter fordern nicht nur eine bessere Bezahlung und den Beitritt zum Branchentarifvertrag Metall und Elektro sowie die abgabenfreie Inflationsausgleichspauschale von 3000 Euro.

Das muss jetzt aus Sicht der Arbeitnehmer passieren

Sie schlagen nach den Worten von IG-Metall-Sekretär Türker Baloglu vor allem vor, die Mitarbeiter für höherwertige Aufträge zu qualifizieren. Dafür stünden eigens Mittel der Bundesagentur für Arbeit zur Verfügung, so dass der Konzern selbst kaum investieren müsse. Auch der Inflationsbonus lasse sich größtenteils mit Drittmitteln finanzieren, wenn HCL für Gifhorn die Energiekostenerstattung nutze, erklärt Baloglu. Doch auf Reaktionen auf diese Vorschläge warte man seit Wochen vergeblich.

Lange wollen sich die Gewerkschafter, die auf einen Organisationsgrad von über 25 Prozent verweisen, die aus ihrer Sicht bedrohliche Entwicklung nicht mehr ansehen.

Türker Baloglu: „Wenn sich HCL nicht bewegt, wehren sich unsere Leute mit Aktionen, die auch Volkswagen und andere Kunden spüren werden. Wir müssen die Jobs im Raum Gifhorn halten und gute Arbeitsbedingungen für die Kollegen schaffen.“

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