Neudorf-Platendorf. Die Besitzerin muss neben 8 getöteten 5 verletzte Tiere einschläfern lassen. Auf Facebook wird der Ärger über Wolfspolitik größer.

Die Serie von Wolfsrissen im Kreis Gifhorn reißt nicht ab: Vergangenes Wochenende haben die Raubtiere acht Schafe auf einer Weide bei Neudorf-Platendorf getötet, fünf weitere waren so schwer verletzt, dass ein Tierarzt sie erlöste. Gifhorn schwingt sich in der niedersächsischen Statistik der Angriffe auf Nutztiere mittlerweile auf Platz eins.

Vergangenen Samstag seien die Förster zu einer Weide in der Gemeinde Sassenburg gerufen worden, teilt Wolfgang Ehrecke, der Pressesprecher der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, auf Anfrage mit. „Auf der Weide fanden sie acht tote und fünf schwer verletzte Schafe vor. Vier weitere Tiere trugen leichtere Verletzungen.“ Ein Tierarzt habe die fünf schwer verletzten Tiere erlöst – somit stieg die Zahl der toten Nutztiere auf 13. „Die Spuren vor Ort deuten auf einen Wolfsangriff hin“, sagt Ehrecke. Zusätzlich seien an den getöteten Tieren DNA-Proben gesichert worden, die im Labor später genauen Aufschluss über den oder die Angreifer geben sollen.

Die Schafweide sei mit einem Zaun gesichert gewesen, sagt der Pressesprecher – der hat das Raubtier aber nicht abgehalten, obwohl er „nach den Vorgaben der Richtlinie Wolf“ angelegt war: Elektrozäune von mindestens 0,90 Metern Höhe beziehungsweise Maschendrahtzäune von mindestens 1,20 Metern Höhe. Somit hätten die Besitzer damit wenigsten einen Anspruch auf eine Entschädigung.

Zaun war höher als laut Vorgaben der Richtlinie Wolf gefordert

Das Mindestmaß an Zaunhöhe sei sogar überschritten, schreibt die Besitzerin Melanie Marrone auf Facebook im Internet. Alles sei „wolfsicher“ gebaut – bei ihr soll der Elektrozaun mehr als einen Meter hoch sein. Und trotzdem sei es zum Wolfsangriff auf ihrer Weide gekommen – alle Schafe wiesen Kehlbisse auf. Mehrere Muttertiere seien sogar trächtig gewesen, berichtete sie gegenüber anderen Medien. Die Familie halte verschiedene Rassen: Berrichon du cher, Coburger Fuchs, Schnucken und Kreuzungen aus Schwarzkopf und Merinoland.

Aus Marrones Post im Internet wird aber auch klar: Es war nicht der erste Besuch der Raubtiere auf ihrem Gelände, das sich in der Nähe der Wohnbebauung befindet, sondern bereits der dritte innerhalb eines Jahres. „Es ist langsam nicht mehr normal, was abgeht“, schreibt Marrone und warnt andere Besitzer: „Bitte bringt eure Tiere in Sicherheit!!!“ Dazu stellte sie Fotos der toten Tiere ins Netz sowie ein Video eines schwer verletzten, aber noch atmenden Tieres. „Das ist eines der harmlosen Videos. Wir kämpfen für unsere Tiere.“ Die Situation brachte sie in Rage: „Nach dem dritten Riss kann’s nicht sein, dass nichts passiert. … Wir lassen uns den Mund nicht mehr verbieten!!!“

Auf Facebook ballt sich Unmut gegen die derzeitige Politik

In den Kommentaren zu Marrones Facebook-Eintrag äußert sich geballt Unmut gegen die derzeitige Politik in Sachen Wolfsschutz in Niedersachsen: „Nach solchen Vorfällen muss eigentlich jeder Tierschützer auf die Barrikaden gehen“, heißt es da oder: „Nutz- und Haustiere haben da leider einfach nicht die nötige Lobby, damit das Thema mal realistisch betrachtet und gehandhabt wird.“ Ein anderer schreibt: „Es macht nur noch wütend. Euch viel Kraft für die nächsten Tage und danke dafür, dass Ihr es öffentlich gemacht habt. Nur so kann man den kollektiven Wahnsinn stoppen!“

Alle in Niedersachsen gemeldeten Nutztierschäden werden vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) statistisch dokumentiert und bewertet. Demnach gab es seit Beginn der Zählung 2008 bis jetzt (Stand: 12. Januar 2023) im Landkreis Gifhorn bereits 89 Übergriffe mit insgesamt 241 toten, 60 verletzten und 57 verschollenen Tieren. Allein in den vergangenen zwei Jahren waren es 27 Übergriffe mit 78 toten Tieren, 36 verletzten und 40 verschollenen Tieren. Damit belegte der Kreis Gifhorn 2022/23 den ersten Platz in ganz Niedersachsen – vor Lüchow-Dannenberg (74 tote Tiere) und Cuxhaven (72).

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