Gifhorn. Auf der Grünen Woche wurde die Nutzung alternativer Proteinquellen vorgestellt. Der Landvolkverband Gifhorn betrachtet die Entwicklung kritisch.

Je mehr die über Jahrzehnte funktionierenden globalen Waren- und Ressourcenströme ins Stocken geraten und je mehr die Transformationsnotwendigkeiten in der Land- und Ernährungswirtschaft erkannt werden, desto mehr wird klar, dass Zukunft nur in Systemen gedacht und entwickelt werden kann.

Agri-Food-Systeme, also die systematische Kombination von technischen, biologischen und organisatorischen Methoden zur Herstellung von Lebensmitteln, versuchen, die bestmögliche Balance zwischen Ressourceneffizienz, ökologischem, sozialem und gesundheitlichem Nutzen herzustellen. Gleichzeitig müssen unternehmerische, ökonomisch messbare Erfolge erzielt werden. Ohne diese sind die Ziele nicht zu erreichen.

Die Problematik wurde während der Grünen Woche im CityCube am Messedamm mit mehreren Fachleuten besprochen und diskutiert, an denen auch der Vorstand des Landvolkverbandes Gifhorn teilgenommen hat. Nicht ganz kritiklos nahm Joachim Zeidler einige Diskussionspunkte hin, war aber damit einverstanden, dass man sich in der heutigen Zeit auch Gedanken über die Nutzung alternativer Proteinquellen als einer der Zukunftssektoren der weltweiten Agrar- und Ernährungswirtschaft macht. Mit Hinweis auf die vielen Geschäftsaufgaben der Bäckereien, Fleischereien und landwirtschaftlichen Betriebe. „Wir laufen eigentlich einer ideologisch basierten Ernährungsumstellung hinterher, bei der wir nicht wissen, wo wir landen“, so Zeidler.

Zuvor hatte der Ernährungswissenschaftler, Ökotrophologe und Buchautor Dr. Malte Rubach die Perspektiven künftiger Ernährungssysteme am Beispiel des Proteinsektors erörtert. Während Victoria von Reiche, seit Ende 2020 Geschäftsführerin des Familienunternehmens der NABA Feinkost GmbH in Gierstädt (Thüringen) über den Weg vom landwirtschaftlichen Traditionsbetrieb zum vernetzten Startup berichtete, zeichnete Kasper Haller von der Domäne Schickelsheim den Hof als Ort für Farm-Food-Climate-Inspirationen auf.

60 Cent für ein Ei, dass nicht von Hühner gelegt wurde

Saskia Seibel von der Neggst Foods GmbH stellte das entwickelte Ei vor, dass nicht mehr von Hühnern gelegt wird. „Wenn jemand bereit ist, 60 Cent für dieses Ei zu zahlen, dann soll er es tun, aber solange es Hühner gibt, werden unsere Landwirte die Produktion fortsetzen“, so der Landvolkgeschäftsführer Zeidler, der mit seinen Stellvertretern Heinrich Otte und Henning Buhr die Paneldiskussion verfolgte. „Regional wird digital“ sah Thorsten Peter Bausch vom myEnso Supermarkt aus Bremen eine Chance für die kleinen Erzeuger und damit auch für die noch existierende Landwirtschaft und leitete zur bewussten Ernährung durch das Mehrwerternährungskonzept über. Das Wohlbefinden und die Geschmacksvielfalt auf Basis regionaler, traditioneller Agrarprodukte stand bei ihm im Vordergrund, wobei er aufrief, auf alles zu verzichten, wo „Aroma“ draufsteht.

Mehlwürmer, Heuschrecken und Grillen dürfen in Lebensmitteln mitverarbeitet werden

Laut der erweiterten Lebensmittelverordnung dürfen ab dem 24. Januar 2023 neben Mehlwürmern und Heuschrecken auch Grillen EU-weit in sehr vielen Lebensmitteln zu einem gewissen Prozentsatz mitverarbeitet werden dürfen. Somit darf man gespannt sein, was in den nächsten Jahren noch so auf den Tisch kommt. Fest steht aber auch, dass Vegan und Vegetarisch auf keiner Speisekarte mehr fehlen darf. „Wo bleiben wir mit unseren Früchten und ohne Tierhaltung, wenn die Entwicklung in der Land- und Ernährungswirtschaft so weitergeht?“,fragt sich Joachim Zeidler, Vorsitzender des Gifhorner Landvolk-Kreisverbandes.

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