Schon wenige Monate nach der Geburt zeigen Kinder, jeweils abhängig vom sozioökonomischen Status der Eltern, große Leistungsunterschiede.

Vorausschauendes Denken mit Hilfe eines Stirnlappens im vorderen Teil unserer Großhirnrinde, der allein schon größer ist als das gesamte Gehirn der meisten Tiere, war wohl einer der größten evolutiven Vorteile unserer Spezies. Durch diese Fähigkeit, die Zukunft simulieren zu können, konnten in unserem Kopf schlechte Ideen sterben, ohne dass es unsere Vorfahren selbst getroffen hat. Auch erlaubt vorausschauendes Denken Ackerbau zu betreiben, bei dem man ja die Früchte der Natur, statt sie gleich zu essen, in den Boden vergräbt und lange wartet, bis man sie erntet. Eigentlich ist es in Bildungsfragen ähnlich: Je mehr man in eine Jugend und deren Ausbildung investiert, umso größer wird der Wohlstand in der Zukunft sein – vor allem in unserer Nation.

Leider verlässt uns manchmal diese Weitsicht, wie man am Lehrermangel in Grundschulen sieht, dabei hätte man gedacht, dass Landesregierungen hier sechs Jahre Zeit gehabt hätten, sich auf die jeweilige demographische Lage vorzubereiten. Auch in Fragen der Bildungsgerechtigkeit scheint es mit unseren analytischen und vorausschauenden Fähigkeiten, sowie unserer ethischen und moralischen Einschätzungen – alles Eigenschaften, die im Stirnlappen des Menschen neuronal verhandelt werden – nicht weit her zu sein. Alle drei Jahre belegt die weltweit durchgeführte Pisa-Studie, dass wir gutes Mittelmaß sind. Den Wahlversprechungen von Politikern und auch unseren Ansprüchen genügt all das aber nicht. Zudem belegt die Pisa-Studie, dass hierzulande der Bildungserfolg sehr stark an den sozioökonomischen Status gekoppelt ist. Das zeigt sich dann auch an den Universitäten, an denen in Deutschland von 100 Kindern, deren Eltern selbst Akademiker sind, 79 einen universitären Abschluss anstreben, während das bei Kindern von Nicht-Akademikern nur 27 von 100 sind.