Bildung ist die Entwicklung eines jeden Individuums zu seinem Platz in der Schöpfung, der Welt und der Gesellschaft.

Zu der Zeit, als Sigmar Gabriel noch in politischer Verantwortung stand, gab es regelmäßig unregelmäßig immer wieder einen Austausch zwischen ihm und mir. Sigmar Gabriel interessierte sich dafür, was aus Sicht einer Schulleiterin die Themen rund um die Schule sind und wie wir dies in Zukunft denken und gestalten müssen. Dazu habe ich meine Ideen für die Zukunft 2012 auch einmal systematisch zusammengeschrieben. Nun stehen wir am Ende einer mehr als schwierigen Zeit für Schüler und Schülerinnen, für Lehrkräfte und überhaupt für die Bildung aller Kinder und Jugendlichen. Da habe ich mir wieder angeschaut, was ich vor fast zehn Jahren geschrieben habe. Und es wird Sie nicht wundern zu hören, dass das meiste noch brandaktuell ist. Von solchen Zukunftsgedanken für Schulen will ich in dieser und den kommenden Kolumnen berichten. Es fängt an, wie alles Denken anfangen muss, mit der Grundlage, die nicht zu diskutieren ist:

Das Recht auf Bildung ist unverzichtbar, weil niemand auf sein Menschenwesen verzichten kann. Denn Bildung ist die Entwicklung eines jeden Individuums zu seinem Platz in der Schöpfung, der Welt und der Gesellschaft. Aus diesem Axiom ergeben sich sofort Ableitungen für das politische Handeln, als da wären: Alle Sozialpolitik ist Bildungspolitik. Es gilt null Toleranz für Lebensläufe ohne Bildungsabschluss. Die angestrebten Bildungsabschlüsse müssen den Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen entsprechen. Deshalb werden parallele Bildungsgänge mit deutlich unterschiedlichen Lernstrategien und –schwerpunkten angeboten, und zwar mit einer realen Durchlässigkeit, auch nach oben. Selbstverständlich kostet das Geld. Aber der Satz von John F. Kennedy gilt noch immer und ist heute von den Fachleuten, die Kosten und Nutzen von Bildung berechnen können, überdies vielfach mit Zahlen belegt: „Es gibt nur eines, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung.“