Sie haben da auf der Buga die höllischste und lebensfeindlichste Wüste der Welt nachgebaut, die Danakil in Äthiopien.

Die heutigen Zeilen entstehen in einer der zahlreichen Regenpausen auf der Bundesgartenschau in Erfurt. Auch blühende Landschaften brauchen schließlich reichlich Wasser. Idealerweise hat man dann sein Schreibschätzchen im Trockenen. Oder berichtet aus einer Wüstenlandschaft unter Glas. Danakil! Sie haben da auf der Buga die höllischste und lebensfeindlichste Wüste der Welt nachgebaut, die Danakil in Äthiopien. Ursprünglich biblisch fruchtbar und eine paradiesische Wiege der Menschheit, dann unter dem Einfluss des Klimawandels und diverser ökologischer Schocks heiß- und trockengefallen, tagsüber ein Glutofen, nachts brutal kalt, bis auf wenige Tage im Jahr und dunstige Dämmerungen praktisch niederschlags- und feuchtigkeitsfrei. Und siehe da: Es gibt Leben in dieser Höllenwüste. Es sucht sich die geeigneten Formen aus den Möglichkeiten heraus und findet noch die richtige Geometrie dafür. Aus dicken Blättern werden impfnadelspitze Stacheln, um Mikrotröpfchen noch aus Tau und Dunstnebeln zu saugen. Aus einer glatten Oberfläche, die in der Mördersonne verglüht, wird eine lampionartig aufgefaltete Struktur, die sich selbst genial Schatten zufächelt. Und am Tag der Tage, wenn der Himmel sinntflutartig seine Schleusen öffnet, quillt diese Kugel auf zum Wasserballon. Ach ja, die Rede ist vom Kaktus, falls Sie’s noch nicht erraten hatten. Er kann nicht nur in der Danakil ein Vorbild sein, denn noch selten hat man in einer vermeintlich unattraktiven Hülle so viel kluge Schönheit entdecken können. Wüstenpflanzen stricken sich für die eiskalte Nacht die Wolle selbst – und ihr wahres Wesen spielt sich unter der Oberfläche ab. So beschreiben wir in einer Regenpause auf den Knien zielsicher eine der wichtigsten Überlebensstrategien und sind uns sicher, dass hier auf der Erde und auf ganz vielen Welten noch spannende Überraschungen auf uns warten.