Kennen Sie den Wellerman? Nein, das ist kein Figaro und auch kein Surfer. Der Wellerman ist ein legendäres Versorgungsschiff, das den Walfängern im 19. Jahrhundert Zucker, Tee und Rum bringt. So hart und entbehrungsreich ist das Leben an Bord eines Walfangschiffs auf den Weltmeeren zwischen Speck, Tran, Blut, Harpune und Käpt’n Ahab, dass der Wellerman die einzige Hoffnung und der einzige Trost in schwerer See ist. Hoffnungssilhouette am Horizont, Traum in der Nacht, Tagtraum in den Wanten, allzu oft Fata Morgana. Raten Sie, was gerade der Smash Hit in den sozialen Netzwerken ist? Der Wellerman-Song! Es begann mit einem schottischen Briefträger, der ihn anstimmte. Ein Shanty, ein Matrosen-Malocher-Seemannslied, das dem Hau und Ruck am schweren Tampen einen Selbstausbeutungs-Rhythmus gibt. Mit ‘nem Shanty und der Wellerman-Hoffnung kriegst du im Blow-Boys-Flow übermenschliche Kräfte. Manchmal ist das nötig. 80 Millionen Treffer für den Hashtag #seashanty! Schon bald kommt ein schiff Esperanza, bringt uns Tee und Zucker und Rum. Und eines Tages, wenn das hier vorbei ist, wird auch der Klabautermann stumm. Es kursieren im Moment einige Übersetzungen, das ist meine. Aber der famose Shanty lebt natürlich nicht nur vom Text. Der Rhythmus lässt dich noch beim Dichten mit dem Fuß wippen, beim Laufen über die Treppen und Hürden federn – und beim Schreiben mit der Faust im Takt auf den Schreibtisch hämmern. Hooray, hipp, hipp, hur­ra. Rolling Home-Office. So erleben wir gerade die Renaissance der Seemannsweise, es ist verdient, wie jeder weiß, der einmal einer Shanty-Truppe lauschte. Wir lagen schon 14 Tage. Kein Wind in den Segeln uns pfiff. Der Durst war die größte Plage. Dann liefen wir auf ein Riff. Jetzt müsste man Akkordeon spielen können. So viel bis hier. Später mehr davon.