Die Physik der Aerosole gilt mittlerweile als Schlüssel in der Pandemiebekämpfung.

Früher hätte uns eine Resolution der Aerosolforscher vermutlich kalt gelassen. Da dachten wir ja auch noch, Aerosol wäre vielleicht Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor. Aber seit wir alle notgedrungen Infektions-Sachverständige geworden sind, wissen wir natürlich, dass es sich bei den Aerosolen um tückische Luftschiffe als Virenschleudern handelt. Sie hängen und halten sich in der Atemluft, kriegen ungeheure Dynamik beim Ausatmen und vermehren sich gar explosionsartig beim Husten oder Niesen. Die Physik der Aerosole gilt mittlerweile als Schlüssel in der Pandemiebekämpfung, weshalb ein offener Brief der Gesellschaft der Aerosolforscher in solchen Tagen durchaus die Aufmerksamkeitswerte einer Kanzlerkandidatur beanspruchen kann. Kommt man zum Beispiel in einen Raum hinein, und es ist kein Mensch drin, dann kann dort die Sicherheit dennoch trügerisch sein. Denn die Aerosole, die auch Viren transportieren können, sind noch lange in der Luft schwebende Teilchen und Nebel von Tröpfchen. Speziell in Innenräumen kann es so zu Infektionen kommen, weshalb regelmäßig gelüftet werden muss – beziehungsweise man die Kontakte gleich mit Abstand nach draußen verlegt. Hier setzen nun die Aerosolforscher an – und machen eine ziemlich humorlose Rechnung auf. Grob zusammengefasst: Viele der aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie treiben die Menschen geradezu dorthin, wo definitiv das höchste Risiko besteht. Nach drinnen. Umgekehrt würde ein Schuh draus, sagen die Aerosolforscher. Statt auf Ausgangssperren und gesperrte Außenflächen solle man besser auf Aktivitäten im Freien setzen, sich möglichst draußen aufhalten. Denn die Physik der Aerosole in Stuben und Kammern, wo die meisten Ansteckungen stattfinden, bricht unter freiem Himmel unter dem Einfluss von Luft und Licht (plus Abstand) zuverlässig zusammen. Gut zu wissen.