Anna Klie spielte eine große Rolle für Ricarda Huchs Begegnung mit der Literatur. Sie war vor allem als Jugendbuchautorin und Lyrikerin bekannt.

Bei der Spurensuche nach der heute längst vergessenen literarischen Freundin von Ricarda Huch, Anna Klie, bin ich vor einiger Zeit auf zwei überraschende Hinweise gestoßen: zum einen, dass Anna Klie persönlich eng auch mit Wilhelm Raabe bekannt war und zum anderen, dass sie nach ihrer Heirat 1897 mit dem Raabeforscher und späteren Vorsitzenden der Gesellschaft der Freunde Wilhelm Raabes, Hans-Martin Schultz, in der Bertramstraße 59 lebte und zwar in der Wohnung des derzeitigen Präsidenten der Internationalen Raabe-Gesellschaft. Bei der Spurensuche fand sich aber vor allem ein unbekanntes Gedicht, das Wilhelm Raabe zum 70. Geburtstag gewidmet war: „NebelWunderbares Erdensein,/das traumhaft uns umspinnt./ein Nebel wogt und hüllt uns ein,/der jenseits erst zerrinnt./Durch Nebel schreit ich still einher,/weiß nicht, wohin es geht - /weiß nur, daß überm Nebelmeer/die goldne Sonne steht. Anna Klie/In dankbarer, herzlicher Verehrung schrieb Ihnen diese Zeilen Anna Schultz, geborene Klie./Braunschweig, 10. 8. 1901.“

In ihren veröffentlichten Gedichtbänden waren bisher nur persönliche Gedichte zum 75. und „80.“ Geburtstag von Raabe veröffentlicht. Anna Klie war eine in ihrer Zeit sehr beliebte Jugendbuchautorin in Braunschweig, geboren am 1. März 1858 in Cramme als Tochter des Kaufmanns Karl Klie. Ihre Mutter Mathilde Klie, eine geborene Baumeister, war eine Schwester des Schriftstellers Dr. Baumeister aus München. Die Klies waren eine kinderreiche Familie, in der Sparen ebenso eine große Rolle spielte wie die notwendige Mitarbeit der älteren Tochter im Haushalt. Daher sahen es die Eltern ungern, wenn die Tochter sich mit den in den Augen der Braunschweiger Gesellschaft „Exoten“ der Familie Huch zusammentat und dabei sehr viel Zeit im Huchschen Haus an der Hohentorpromenade 11 verbrachte.