Die Regelwerke für die Arbeit in diesem Land sind deprimierend und zum Teil voller Hindernisse.

Während ich gerade schreibe, stelle ich mir einen Jugendlichen vor, dessen Eltern im Hinterhof einen Garten besitzen, mit Apfelbäumen, Erdbeeren und Kartoffeln. Der Jugendliche braucht jedes Mal die Genehmigung seiner Eltern, um einen Apfel zu pflücken oder Kartoffeln aus dem Boden zu holen, wenn er Hunger hat. Eigentlich würde man davon ausgehen, dass er eine Genehmigung bräuchte, wenn er Gemüse und Früchte zum Verkauf anbieten möchte. Er muss sich melden, bevor er den Garten überhaupt betreten darf. Die Eltern, um die es sich in diesem Beispiel handelt, ist Deutschland, und der Garten ist der Arbeitsmarkt.

Als ich nach Deutschland kam, dachte ich, dass nur die Ausländer eine Arbeitserlaubnis brauchen, um einen Job auf dem deutschen Arbeitsmarkt suchen zu dürfen und war verblüfft, als ich erfuhr, dass ein Deutscher nicht einfach die Tür eines Betriebs aufmachen und sofort arbeiten kann. Der Betrieb muss ihn anmelden. Es geht um seinen Schutz, seine Rechte und auch um seine Zukunft, weil die Rentenversicherung abgeführt werden muss. Wie aber diese Regelungen in der Praxis aussehen, lernte ich kennen, als ich selbst Arbeitgeber wurde. Die Regelwerke für die Arbeit in diesem Land sind deprimierend und zum Teil voller Hindernisse. Der Satz „Ich darf nicht dazuverdienen“ hat mich immer wieder schockiert. Wie kann ein Kind dieses Landes behaupten, dass es nicht ungehindert arbeiten darf?