Weihnachtsmarkt-Zeit ist immer auch Bettler-Zeit. Wer dieser Tage durch die Innenstadt schlendert, sieht sie überall. Die schwarz gekleidete Frau, die auf dem Pflaster kniet und mit ihrem Kopf fast den Boden berührt, nie die Augen hebt, wenn eine Münze in ihren Becher fällt. Der Mann mit dem Pappschild: „Ich habe Hunger“. Mitten im Passantenstrom. Wer nicht aufpasst, könnte ihn versehentlich treten. Der etwas jüngere Mann mit den zwei kleinen Hunden, die in Decken gehüllt vor ihm liegen… Diese Menschen sind nicht zu übersehen.

Ihr Anblick irritiert, weil sie nicht zur Weihnachtsglitzerwelt passen. Weil Armut und Not so besonders sichtbar werden. Das macht ratlos, löst Zweifel aus, Mitleid oder Empörung. Manchmal alles zugleich. Man kann doch nicht allen helfen! Also besser wegschauen? Warum müssen sie überhaupt hier hocken und sich so erniedrigen? Es gibt doch viele Hilfsangebote! Und wird das Geld nicht sowieso versoffen? Wäre ein belegtes Brötchen nicht sinnvoller? Außerdem: Stecken nicht meistens kriminelle Banden dahinter? Ist die Not vielleicht sogar nur gespielt? Muss denn wirklich mit zur Schau gestellten Krankheiten oder Tieren auf die Tränendrüse gedrückt werden?