Bärbel Mäkeler befasst in in ihrer Kolumne diesmal mit dem Friedrich-Wilhelm-Viertel, das auch Kultviertel genannt wird.

Ich habe eine ganz besondere Beziehung zum Friedrich-Wilhelm-Viertel. Deshalb verschlägt es mich immer wieder ins sogenannte Kultviertel zwischen Bürgerpark und Kohlmarkt, Friedrich-Wilhelm-Straße und Südstraße. Ab 1984 gehörte ich mit meinem Laden „GlasLinie“ dazu. Gleich nebenan holte ich mir leckere Haferschnitten vom Biobäcker und in der Mittagspause traf ich Leute im Café Kollontai. Ein paar Häuser weiter ließ man sich schon damals vom selben Optiker beraten wie heute, meinen Hustensaft kaufte ich gegenüber in der Post-Apotheke. Banker, Zuhälter und Rentner gehörten genauso zum Straßenbild wie Studentinnen und Damen jedes Alters, die sich bei La Monique einkleideten. Ich fühlte mich jedenfalls dort immer zu Hause, sicher und irgendwie mittendrin.

Später dann, ab 1986, war ich eine Straße weiter in der Leopoldstraße Mitinhaberin der Kleinkunstbühne beziehungsweise des Varietés „Savoy“ und damit auch fürs Nachtleben zuständig. Mein eigenes Nachtleben spielte sich zeitweise in der „Kogge“ ab, die ich morgens um 6 Uhr besuchte, um bei Musik aus der Jukebox meinen „Feierabend“ mit Eierlikör-Kirschsaft zu begehen. Das „Capitol“ und „Kalt + Heiß“ gibt es schon lange nicht mehr, dafür Garküchen aus aller Herren Länder.