Die Stunden vor dem Bücherregal waren wie eine Reise durch mein Leben.

Staubige Hände, trockenes Hüsteln und ein riesiger Haufen Bücher. Was war passiert? Das, was sicherlich auch Ihnen schon im Kopf herumschwirrte: „Hilfe, mein Bücherschrank platzt aus allen Nähten! Lese ich die Bücher denn überhaupt noch einmal?“ Die Antwort: „Wahrscheinlich nicht.“ Und dann die entsetzte Erkenntnis: „Dann muss ich sie ja auch entsorgen!“ Und das dumpfe Gefühl: „Bücher schmeißt man nicht weg.“ Da kämpft die Vernunft mit dem schlechten Gewissen. So stand ich also vor einem meiner Bücherregale, zog mal hier ein schmales Heftchen und da einen dicken Schmöker aus dem Regal und blätterte.

Gelb-verblichene Seiten mit kleiner Schrift, den Inhalt kenne ich nicht (mehr), aber gelesen habe ich das Buch, das weiß ich immerhin noch. Aber interessiert mich das Thema noch? Ehrlich gesagt: nein. Was tun? Ich erinnerte mich an die japanische Aufräumberaterin Marie Kondo, die der hortenden Bevölkerung mit unspektakulären Tipps zu einem aufgeräumteren Leben verhilft. Ihr Rat: Alle Bücher aus dem Regal nehmen und sie auf den Tisch legen. So wird den Büchern zunächst neues Leben eingehaucht und man sieht tatsächlich die komplette Fülle. Nächster Schritt: Nicht entscheiden, was weg soll, sondern – viel effektiver – was bleiben darf. Dafür soll man jedes Buch einzeln in die Hand nehmen und sich fragen, ob es einen noch glücklich macht. Genau das habe ich ausprobiert.