Letzt hatte mich der Pastor der Kreuzkirche Alt-Lehndorf, Christian Anton, zu Karfreitag um einen Vortrag im Rahmen der traditionellen „Karfreitagsgespräche“ gebeten. Anlass war, dass 1989, also vor 30 Jahren, in der Kirche eine Gedenktafel für den ehemaligen Gemeindepfarrer Paul Schmieder (1872-1940) angebracht worden war. Es war damals der Wunsch der Kirchengemeinde, ein jahrzehntelanges Versäumnis der braunschweigischen Landeskirche aufzuarbeiten, die aus politischen Gründen 1935 Schmieder durch Versetzung in den Ruhestand aus dem Amt gedrängt hatte, da er mit dem parteikonformen Verhalten der Landeskirche in der NS-Zeit nicht übereinstimmen wollte.

Schon Dietrich Kuessner hatte in seinen wichtigen kirchenhistorischen Forschungen die Feststellung getroffen: „Schon im ersten Halbjahr 1933 war die Mehrheit aller Mitarbeiter im Landeskirchenamt der NSDAP beigetreten. Fast ein Drittel der Braunschweiger Pfarrerschaft beantragte die Mitgliedschaft in der NSDAP.“ Und in der Osterausgabe der Braunschweigischen Staatszeitung vom 15. April 1933 schrieb Johannispfarrer Jürgens unter der Überschrift „Deutsche Ostern 1933“: „Bei dem Gedanken an die Botschaft des christlichen Osterfestes von der Auferstehung Jesu Christi von den Toten liegt es in den Zeiten der nationalen Erhebung, die wir gegenwärtig durchleben, allzunahe, diese Botschaft mit der Auferstehung des deutschen Volkes aus der langen Nacht der Schmach und Schande in Verbindung zu bringen. Hier wie dort handelt es sich um etwas Wunderbares, Unfaßliches, etwas, das man erlebt, als träume man. Es ist das Erfülltwerden einer Hoffnung“.