Vor 70 Jahren endete die sowjetische Blockade der geteilten deutschen Hauptstadt. Das löste damals auch in Braunschweig Erleichterung aus.

Mallorca-Tage sind für mich angefüllt mit Lesen. Stets schleppe ich eine Tasche mit Büchern in mein Stammquartier Son Mas, aber ich schmökere auch gern in Zeitungen. Dabei lümmele ich in einem Korbsessel im Schatten eines knorrigen Olivenbaumes. Der wiegt sich ab und zu in einem sanften Windhauch vom Meer, und dann prickeln zuweilen drei oder vier seiner länglich-spitzen Blätter aufs Papier. Papier? Ja, ich bleibe Print-Konsument. Online bin ich lediglich beim Telefonieren, beim Mailen oder bei der Suche bestimmter Infos. Es ist schon eigenartig: Nur bedrucktes Papier erzeugt bei mir Lese-Genuss und haptisches Wohlgefühl. Diese und jene Artikel reiße ich mir aus den Tageszeitungen raus, und meine Bücher sind voller Bleistiftnotizen.

Ob ich Bemerkenswertes aufspüre? Nicht immer, aber ins Staunen gerate ich öfter. Hier eine Kostprobe von News eines einzigen Tages. Erstens: In Deutschland gibt es 6,2 Millionen Menschen, die nicht lesen und schreiben können. Zweitens: In der Deutschen Bank arbeiten 643 Angestellte, die Einkommens-Millionäre sind. Drittens: Laudamotion bietet Frühbuchern von Stuttgart aus Flüge nach Mallorca für 9,99 Euro an. Viertens: Ein Syrer mit drei Ehefrauen und 13 Kindern möchte gern deutscher Staatsbürger werden. Aber wichtig sind mir auch Anregungen, die mir Futter für meine Kolumnen liefern können. Beispielsweise las ich in der FAZ die Reportage „Überleben auf der Insel“. Damit war Berlin gemeint; denn vor 70 Jahren endete die sowjetische Blockade der geteilten deutschen Hauptstadt. Das löste damals auch in Braunschweig Erleichterung aus. Ich erinnere mich gut daran; denn die Furcht vor einem dritten Weltkrieg bestimmte – nur 30 Kilometer vom „Eisernen Vorhang“ entfernt – unseren Alltag ziemlich intensiv.