Zwar bin ich schon ziemlich lange erwachsen, doch wenn ich Besuch von meiner Mutter erwarte, gerate ich ein bisschen in Stress. Mein Lebensmotto „Ich steh dazu, wie ich bin“ tritt trotz jahrelangen Mantras augenblicklich außer Kraft. Und ich beginne zu putzen. Nun war dieses Wochenende ungünstig. Hatte das fahle Winterlicht segensreich seinen Schleier über den Hausrat gelegt, leuchteten die erstarkten Sonnenstrahlen jedes vernachlässigte Detail aus. Noch nie gesehene Spritzer zierten die Haustür, zarte Staubteppiche bedeckten Bücherregale, ein Spinnennetz glitzerte im Licht. Dazwischen funkte die Nachricht eine Freundin: „Regen auf Mauritius. Wir können nix tun, spielen Karten.“ Ich geb zu: Um das Wetter hab ich sie ein bisschen beneidet.