Ich habe diese Stunden bei meiner Großmutter geliebt, wenn sie „von früher“ erzählte.

Krieg oder Hunger habe ich nie erlebt. Doch ich habe davon gehört. Sehr eindringlich. Habe erfahren, wie solche Ereignisse einen Menschen prägen, sein Leben verändern. Und sich lebenslang in sein Gedächtnis einbrennen. Ich habe diese Stunden bei meiner Großmutter geliebt, wenn sie „von früher“ erzählte. Es waren nicht immer schöne Geschichten. Es ging auch um Krieg und Hunger, um Not und darum, wie diese Not Menschen erfinderisch macht. Ich sehe mich noch auf der Eckbank in ihrer winzigen Küche sitzen. Mit einem Becher Milch und einem Schuss Kaffee darin in der Hand. Mal davon abgesehen, dass ich meinen Kaffee so noch immer am liebsten trinke: Immer wieder erinnere ich mich an ihre Geschichten. Manchmal sind es Gerüche, die die Erinnerungen von einer Sekunde auf die andere ins Bewusstsein katapultieren, manchmal Beobachtungen. So wie dieser Tage, als ich seit ewigen Zeiten einmal wieder Menschen auf einem abgeernteten Feld Kartoffeln „stoppeln“ sehen habe. Stoppeln – das hat einst vielen Menschen geholfen zu überleben. Und manchmal ist es gut, sich daran zu erinnern.