Bäume haben mich immer fasziniert. Einige erschienen mir in Kinderzeiten wie Vertraute, wie Freunde. Stark, unveränderlich, treu.

Bäume haben mich immer fasziniert. Einige erschienen mir in Kinderzeiten wie Vertraute, wie Freunde. Stark, unveränderlich, treu. Symbole der Gelassenheit. Etwa der Wallnussbaum im Garten meines Großvaters. Wenn ich hoch oben träumend in dessen Astgabel hockte, meinte ich zuweilen, der Baum raunte mir etwas ins Ohr, als ein Windstoß die Blätter rauschen ließ. Ein paar knorrige Riesen kenne ich schon mein ganzes Leben lang. Etwa die Platane am Gaußberg, an der oft unser sonntäglicher Spaziergang endete. Oder die Blutbuche an der Wolfenbütteler Straße und die dreistämmige Eiche in der Buchhorst am Wilke-Weg.

So war es einst auch ein Tag der Trauer, als in unserem Spielparadies im Garten der Pension Lange – gegenüber meinem Elternhaus in der Ferdinandstraße – drei neue Häuser entstanden und deshalb eine mächtige Platane gefällt wurde. Ihr Stamm war so dick, dass wir Kinder ihn nur zu fünft oder sechst mit ausgestreckten Armen umfassen konnten. Verständnis für unsere kindliche Wehmut hatte damals Gärtner Kurt Weinschenk, der Ur-Vater der heutigen Gärtnerei Volk. Ich erinnere mich, dass er der Platane ein Alter von 170 Jahren zuschrieb. Sie habe – wie er aus historischen Plänen wusste – schon im längst ungenutzten Verteidigungsring der Stadt als winziges Pflänzchen ihr Baumleben begonnen, meinte er. Um 1780. Also einige Jahre bevor die Festungswälle beseitigt und zu Gärten wurden. Das „Platanen-Grundstück“ kaufte damals Brauereibesitzer Thies.