Das Schweigen ist ein Irrtum. Besonders wegen der Exzesse in Sachsen. Man muss weiter das Unfassbare erzählen, damit es sich nicht wiederholt.

Nazi-Symbole, Hitler-Grüße, Ausländerhass: Dunkle Seiten unserer Demokratie! Eigentlich wollte ich gar nicht mehr über meine Kindheitserlebnisse im Krieg schreiben. Hatten nicht andere viel schlimmere Schicksale? So lehnte ich auch die Einladung von Dompredigerin Cornelia Götz ab, im Dom nochmals meine Geschichte von der „Feuernacht“ zu lesen. Schluss damit, dachte ich.

Doch das Schweigen ist ein Irrtum. Besonders wegen der Exzesse in Sachsen. Man muss weiter das Unfassbare von einst erzählen, damit es sich nicht wiederholt. Leider gibt es zu viele, die nicht wahrhaben wollen, dass Deutschland und Nazis die Apokalypse mit 60 Millionen Toten verschuldeten. Kaum einer kennt noch die mörderische SS- und Gestapo-Welt. Kaum einer weiß, wie Kriegsalltag aussah. Als unsere Stadt keine Stadt mehr war, sondern eine Hölle aus Feuer und Funkenregen, aus berstenden Häusern, verbrannten Menschen und Schreien, die ich nie vergesse.