Die Burgpassage war in Braunschweig eine Topadresse für gepflegtes Einkaufen.

Die Tage der Burgpassage sind gezählt. Nächsten Sonnabend öffnet sie nach 35 Jahren zum letzten Mal. Anlass, kurz inne zu halten. Denn die Burgpassage war in Braunschweig eine Topadresse für gepflegtes Einkaufen. Die Parfümerie Yaska hatte dort ihren Sitz und die Boutique Magnifee. Bei Rothe gab es Käsespezialitäten, am anderen Ende bei Spolarczik einheimisches und exotisches Obst. Ein Bäcker war genauso da wie ein Schnellschuster. An „langen Donnerstagen“ traf man sich nach einer Fichtelmann-Bratwurst gegenüber auf ein Glas Wein. Aber es gibt noch andere Erinnerungen an die Burgpassage – quasi von oben. Denn als sie gebaut wurde, wohnte ich am Hutfiltern und sah das gläserne Tonnengewölbe aus meinem Dachgeschoss wachsen. Das war zwar laut, aber imposant. Und nach der Eröffnung trug das Glasdach abends zu einem wunderbaren Lichtspiel bei – gekrönt vom beleuchteten Domturm im Hintergrund. Was für eine Aussicht! Im Sommer kam in der Innenstadtidylle ein Kuriosum dazu. Beim Sonntagsfrühstück auf dem Freisitz in luftiger Höhe ratterte plötzlich ein Rasenmäher, duftete es nach frisch gemähtem Gras … Es war der Nachbar aus dem Sternhaus am Kohlmarkt. Auf seiner nach hinten gelegene Dachterrasse im Obergeschoss war eine große Wiese. Mit ein wenig Wehmut blicke ich auf das Ende der Burgpassage – und bin doch auch sehr gespannt auf die Burggasse.